Bundespräsident Joachim Gauck hat seinen Staatsbesuch in Tschechien zu einem Appell für eine Verhandlungslösung im Ukraine-Konflikt genutzt. Nach einem Treffen mit dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman sagte Gauck am Montag in Prag: „Es ist für uns in Europa nicht hinnehmbar, dass mit Drohungen Politik gemacht wird.“ Zeman unterstützte die deutsche Position und dankte für die Bemühungen zur Freilassung der festgesetzten OSZE-Beobachter, unter denen auch ein Tscheche war.
Gauck und Zeman würdigten zugleich die engen und herzlichen Beziehungen ihrer Länder. Der tschechische Präsident hob den Kurswechsel seines Landes zu einer europafreundlichen Politik hervor. Wenn Deutschland der Motor der europäischen Integration sei, dann wolle Tschechien als „Getriebe“ funktionieren. Das Land werde den Euro einführen, eine Rückkehr zu den „hohlen Phrasen“ wie beim Beitritt zur EU vor genau zehn Jahren werde es aber nicht geben.
Gauck erinnerte daran, dass mehr als 1000 Jahre gemeinsamer Geschichte Deutschland und Tschechien verbinden. Der „Zivilisationsbruch“ durch den von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg habe dieses einzigartige Miteinander zerstört. Erst durch die Überwindung der Teilung Europas vor mehr als 20 Jahren sei ein gutnachbarschaftliches und freundschaftliches Verhältnis wieder möglich geworden.
Es ist der erste Staatsbesuch eines Bundespräsidenten seit der Gründung der Tschechischen Republik und der Trennung von der Slowakei 1993. Die Vertreibung von mehr als zwei Millionen Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg hat die bilateralen Beziehungen lange belastet.