Die führenden Volkswirtschaften der Erde (G20) stehen bereit, einen Absturz der globalen Konjunktur wegen der Euro-Schuldenkrise zu verhindern. Unmittelbar vor dem G20-Gipfel in Mexiko an diesem Montag und Dienstag kamen aus den Hauptstädten entschlossene Signale, die dafür nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte am Montag unmittelbar vor Gipfelbeginn gemeinsam mit Finanzminister Wolfgang Schäuble im Badeort Los Cabos an der Pazifikküste landen.
US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin wollten sich am Rande des Gipfels zu einem Gespräch zurückziehen – dem ersten, seit der Russe zum zweiten Mal in den Kreml einzog. Wie auch mit dem chinesischen Staatschef Hu Jintao dürfte Obama die Krisenherde Syrien und Iran mit Putin beraten.
Gespannt verfolgten die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 (G20) die Wahlen in Griechenland, wo die Menschen am Sonntag zum zweiten Mal binnen sechs Wochen aufgerufen waren, ein neues Parlament zu bestimmen. Eine erste Bewertung dürfte die Teilnehmer des G20-Treffens in Los Cabos geben.
Michael Froman aus dem Team der Sicherheitsberater Obamas sagte, es seien „alle relevanten Führer am selben Ort zur selben Zeit“. „Es (die Euro-Schuldenkrise) ist das größte Risiko im Moment für die Weltwirtschaft.“
Die europäischen G20-Vertreter hatte sich vor dem Gipfel in einer Videokonferenz abgestimmt: der britische Premier David Cameron, Merkel, der französische Präsident François Hollande, der italienische Premier Mario Monti, sein spanischer Kollege Mariano Rajoy sowie EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.
Auch wenn Obama weiter auf mehr Wachstumsimpulse hofft, notfalls durch auf Pump finanzierte Konjunkturprogramme, hatte Merkel klargemacht, sich beim Gipfel weiter dagegen zu sperren. In einer Regierungserklärung hatte sie am Donnerstag klar gesagt: „Auch Deutschlands Stärke ist nicht unendlich. Auch Deutschlands Kräfte sind nicht unbegrenzt.“
Neben der Euro-Schuldenkrise, mehr Mitteln für den Internationalen Währungsfonds (IWF) für Krisenfälle sowie Konzepten für Wachstum und Beschäftigung dürfte am Rande der Beratungen auch über den blutigen Konflikt in Syrien gesprochen werden.
Mexikos Präsident und Gastgeber Felipe Calderón will in Los Cabos versuchen, trotz Euro-Schuldenkrise den Blick auch auf die Probleme der ärmsten Länder zu lenken. Er lud Vertreter internationaler Hilfsorganisationen ein.
Hilfsorganisationen forderten ebenfalls, über die Schuldenkrise nicht den Kampf gegen Hunger und Armut zu vergessen. Organisationen wie Oxfam, Actionaid, World Vision und One appellierten am Samstag, vor allem die Nahrungsmittelkrise entschlossen anzugehen, innovative Finanzierungen für Klimaschutz und Hungerhilfe zu fördern und mehr in kleinbäuerliche Landwirtschaft zu investieren. Mehr als die Hälfte der Ärmsten der Welt lebt in Ländern der G20-Gruppe.