Für Fritz Kuhn ist es eine Heimkehr: Er war 1955 in Bad Mergentheim geboren worden und gehörte vor mehr als 30 Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in Baden-Württemberg. Vor zwölf Jahren verließ der Grünen-Realo Stuttgart, um in der Bundespolitik mitzumischen. Kuhn war Parteichef der Bundes-Grünen und Fraktionschef im Bundestag. Seit Montag amtiert der 57-Jährige als Oberbürgermeister von Stuttgart: Er ist der erste Grüne an der Spitze einer Landeshauptstadt. 40 Jahre lang war der OB-Posten in Stuttgart eine CDU-Bastion. Bereits Kuhns langjähriger Weggefährte Rezzo Schlauch wollte den Chefsessel 1996 erobern und lag damals knapp hinter seinem CDU-Konkurrenten Wolfgang Schuster.
Kuhn gilt als Vordenker des Realo-Flügels seiner Partei. Auf die Frage, ob ein Intellektueller zum Stuttgarter OB-Posten passe, antwortete Kuhn: „Wenn wir das Wort intellektuell einfach als Nachdenken verstehen, dann ist das eine urschwäbische Eigenschaft.“
Kuhn, der Philosophie und Germanistik studierte, gilt zwar als rhetorisch und intellektuell versiert, aber nicht unbedingt als volksnah. Seine Vision für Stuttgart ist eine Stadt, in der sich Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit verbinden. „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“, stand auf einem seiner Wahlplakate. Im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 will er ausgleichend wirken, das Projekt selbst aber kritisch begleiten.