Keine politische Erfahrung, dafür exzellente Verbindungen nach Russland: Mit der Wahl seines künftigen Außenministers riskiert der designierte US-Präsident Donald Trump gleich zum Auftakt einen Personalkonflikt mit dem Senat. Der Texaner Rex Tillerson, derzeit Chef des Energieriesen Exxon Mobil, ist nicht nur für umweltbewegte Demokraten ein rotes Tuch. Die ehemalige republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin hat ihn mit dem Spitznamen T-Rex belegt.
Der 64-jährige Republikaner hat 2011 eine viel beachtete Exxon-Kooperation mit dem russischen Staatsunternehmen Rosneft zustande gebracht und 2013 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin den „Freundschaftsorden“ erhalten. Nach der Annexion der Krim trat er 2014 bei einem Moskauer Energiegipfel an der Seite von Rosneft-Chef Igor Sechnin auf, der von den USA mit Sanktionen belegt war.
Tillerson gehört zu den Kritikern der Strafmaßnahmen wegen des Ukraine-Konflikts. Trump hat laut darüber nachgedacht, sie zu beenden; Rosneft und Exxon würden zu den größten Profiteuren gehören.
„Die Wahl Tillersons ist sensationell“, twitterte der russische Senator Alexei Pushkov schon drei Tage vor der Bekanntgabe. „Diese Entscheidung bestätigt die Ernsthaftigkeit von Trumps Absichten.“ Doch dessen Parteifreunde sind nicht durchweg begeistert. „Wenn er von einem Metzger den Freundschaftspreis bekommt, denke ich, dass das untersucht werden sollte“, erklärte der republikanische Senator John McCain. „Ein ,Freund von Wladimir‘ zu sein, ist keine Eigenschaft, die ich mir von einem Außenminister erhoffe“, twitterte sein Kollege Marco Rubio.
Andere Senatsmitglieder äußerten sich ähnlich. Kritiker unterstellen Trump seit langem eine zweifelhafte Nähe zu Russland. US-Geheimdienste sind zunehmend sicher, dass der Kreml versucht hat, die amerikanische Präsidentschaftswahl zu beeinflussen. Trumps Unwille, sich mit dem Thema zu beschäftigen, beunruhigt auch Konservative. Seine Minister müssen vom Senat bestätigt werden. Als Chef von Operationen in mehr als 50 Ländern sind Begegnungen mit ausländischen Regierungsvertretern nichts Neues für Tillerson. „Seine Zähigkeit, seine breite Erfahrung und sein tiefes geopolitisches Verständnis machen ihn zu einer exzellenten Wahl als Außenminister“, erklärte Trump am Dienstag.
„Er wird sich für regionale Stabilität einsetzen und sich auf die zentralen Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten konzentrieren.“
Tillerson betonte im Gegensatz zu Trumps Wahlkampfrhetorik auch die Notwendigkeit „unsere Allianzen zu stärken“. Ansonsten ist über seine Agenda bislang nichts bekannt.
Tillerson wird im März das 65. Lebensjahr erreichen und hätte bei Exxon in Pension gehen müssen. Im vergangenen Jahr verdiente er nach einem freiwilligen Gehaltsverzicht immer noch zwischen 24 und 28 Millionen Dollar. Der Leiter des Außenamts bezieht gerade mal 203 700 Dollar pro Jahr.