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BAD NEUSTADT
Fresenius kauft Rhön-Kliniken
Von unserem Redaktionsmitglied Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:47 Uhr

Zur Geisterstunde verkündete der Gesundheitskonzern Fresenius seinen Coup: Das Unternehmen aus dem hessischen Bad Homburg (170 000 Mitarbeiter weltweit) kauft überraschend den Großteil der Krankenhäuser des unterfränkischen Mitbewerbers Rhön-Klinikum AG aus Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld).

2012 war die Fusion beider Konzerne noch am Konkurrenten Asklepios gescheitert, der sich Aktien von Rhön gekauft und zum Kauf „nein“ gesagt hatte. Asklepios und der Medizintechnik-Konzern B. Braun wollten das Entstehen eines übermächtigen Anbieters auf dem deutschen Klinikmarkt verhindern.

Doch jetzt kam Fresenius durch die Hintertür: Das Tochterunternehmen Helios kauft nicht den ganzen Konzern, sondern für drei Milliarden Euro 43 Kliniken und 15 medizinische Versorgungszentren.

Rhön-Klinikum will sich auf Häuser konzentrieren, die Spitzenmedizin und universitäre Forschung betreiben. Die Basis der deutlich kleineren Rhön-Klinikum AG, die „Neue Rhön“ heißt, bilden die Häuser in Bad Berka und Frankfurt/Oder, der Stammsitz in Bad Neustadt sowie die Universitätskliniken in Gießen und Marburg. Die „Neue Rhön“ startet mit einem Umsatz von einer Milliarde Euro und 15 000 Mitarbeitern.

Aufsichtsräte und Vorstände beider Unternehmen hätten das Geschäft abgesegnet und die Verträge unterschrieben, sagte ein Fresenius-Sprecher am Freitagmorgen. Eine Zustimmung der Rhön-Aktionäre sei nicht mehr nötig. Mit 117 Kliniken und einem Umsatz von nahezu 5,5 Milliarden Euro entsteht mit Fresenius der größte private Klinikbetreiber Europas. Der Kaufpreis wird über Fremdkapital finanziert.

Die Börse reagierte erfreut. Fresenius-Aktien klettern im Xetra-Handel um rund fünf Prozent. Die Aktie von Rhön-Klinikum verbuchte Kursgewinne bis zu elf Prozent. Ein Händler bezeichnete das Geschäft als „großartigen Deal, vor allem für die Rhön-Aktionäre“. Der Konzern wolle etwa zwei Drittel der Einnahmen an die Aktionäre weitergeben.

Das Bundeskartellamt muss der Transaktion noch zustimmen, ebenso müssen bei bestimmten Häusern Minderheitsgesellschafter oder ehemalige kommunale Träger grünes Licht geben. Der Abschluss des überwiegenden Teils der Transaktion wird Ende 2013 erwartet.

Möglicherweise müsste sich sogar die EU-Kommission mit dem Kauf befassen – wenn die Umsätze der beteiligten Konzerne bei über fünf Milliarden Euro liegen. Fresenius hatte 2012 einen Gesamtumsatz von 19,3 Milliarden Euro eingefahren.

Landen die Pläne bei der EU-Kommission, kann das Bundeskartellamt aber auch beantragen, die Fusion selbst zu prüfen, weil in erster Linie der deutsche Markt betroffen ist. Die Unternehmen können aber auch selbst den Brüsseler Wettbewerbshütern eine Prüfung durch das Bundeskartellamt anbieten – das könnte das Verfahren beschleunigen.

-> Das Thema Seite 6
 
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