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PARIS
Französische Polizei fasst Tatverdächtigen
Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 21.08.2017 03:27 Uhr

Er war noch im Schlaf, als er plötzlich ein „lautes Bumm“ hörte, berichtete ein junger Mann, der im Vorort Levallois-Perret im Nordwesten von Paris wohnt. Dann vernahm er Schreie und schließlich erklangen Sirenen: „Da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.“ Eine Auto-Attacke auf mehrere Soldaten.

Ob dieser Anschlag terroristisch motiviert war, war zunächst unklar; der Täter, der in seinem Fahrzeug floh, war weder bewaffnet noch hatte er etwas gerufen. Die Antiterror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft nahm dennoch Ermittlungen auf und leitete eine Untersuchung wegen versuchten Mordes an Amtspersonen in Verbindung mit einem Terrorvorhaben ein.

Wohnung durchsucht

Am Nachmittag wurde ein 36-jähriger Mann am Steuer des Tatautos verhaftet. Französischen Medien zufolge heißt er Hamou B. und lebt in der Pariser Vorstadt Sartrouville. Seine Wohnung sowie jene von Personen in seinem Umfeld wurden durchsucht.

Gegen acht Uhr morgens hatte der mutmaßliche Täter sein Auto in einer Allee, die zu einer Kaserne führt, geparkt. In dem Moment, wo sechs Soldaten heraustraten, rollte er zunächst langsam auf sie zu, um kurz vor ihnen zu beschleunigen und sie anzufahren. Dabei verletzte er die Soldaten – drei von ihnen schwer, wie es in einer ersten Mitteilung der Armeeministerin Florence Parly hieß. Nachdem sie diese später an der Seite von Innenminister Gérard Collomb im Krankenhaus besucht hatte, relativierte sie aber: „Sie haben Kratzwunden, auf den Armen, am Kopf. Wir hatten heute Morgen Angst, dass die Soldaten schwer verletzt sind. Das ist nicht der Fall.“

Parly verurteilte „diesen feigen Akt, der die Entschlossenheit der Soldaten nicht mindert, sich für die Sicherheit der Franzosen einzusetzen“. Die Angehörigen des 35. Infanterie-Regiments in Grenoble sind an der „Sentinelle“-Operation beteiligt, mit dem die französische Regierung seit den islamistischen Anschlägen in Paris im Jahr 2015 die Terrorgefahr im eigenen Land bekämpft; zwischen 7000 und 10 000 Soldaten sind dauerhaft im Einsatz.

Schnell erklärten Politiker wie der Bürgermeister von Levallois-Perret, Patrick Balkany, man habe es „ohne jeden Zweifel“ mit einer bewusst geplanten Tat zu tun: In dem Pariser Vorort sitzt der Inlandsgeheimdienst DGSI, der eine wichtige Rolle im Anti-Terrorkampf innehat.

Nach seiner Tat war der Verdächtige auf der Autobahn Richtung Calais in Nordfrankreich unterwegs, wo ihn die Polizei zunächst einzukreisen versuchte. Als er seinen Wagen nicht verlangsamte, schossen die Polizeibeamten auf ihn und verletzten ihn mit fünf Kugeln, allerdings nicht lebensbedrohlich. Auch einer der Polizisten wurde versehentlich durch einen Schuss eines Kollegen getroffen. Noch sind die Beweggründe des Attentäters ungeklärt. Doch seine Tat reiht sich in eine Serie an Angriffen auf Sicherheitskräfte in Frankreich, die gemäß den Appellen islamistischer Terror-Organisationen eine besondere Zielscheibe sind.

Neues Sicherheitsgesetz

So tötete im Frühjahr 2012 der 23-jährige Mohamed Merah drei Soldaten und verletzte einen weiteren schwer. Im Januar 2015, kurz nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris, erschoss der Attentäter Amédy Coulibaly eine Polizistin, bevor er bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt vier weitere Menschen tötete. Im Juni letzten Jahres ermordete ein Terrorist ein Polizisten-Ehepaar; im April wurde ein Polizist auf den Champs-Élysées erschossen; weitere Attacken gegen Militärangehörige, die dabei weitgehend unverletzt blieben, erfolgten im Februar vor dem Louvre und im März am Pariser Flughafen Orly.

Premierminister Édouard Philippe sagte, Frankreich sei „weiterhin mit einem hohen Bedrohungsniveau konfrontiert“. Trotzdem wolle er rasch den Ausnahmezustand beenden, der seit November 2015 gilt: Im Herbst soll ein neues Sicherheitsgesetz beschlossen werden, das bisherige Sondermaßnahmen in dauerhaftes Recht übersetzt.

 
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