Papst Franziskus hat in Ecuador autoritäre Tendenzen unter lateinamerikanischen Regierungschefs kritisiert. Der Schrei nach Freiheit, der vor 200 Jahren zur Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten geführt habe, habe auch heute nicht an Überzeugungskraft eingebüßt, sagte Franziskus am Dienstag bei einem Gottesdienst mit mehr als einer Million Menschen in der Hauptstadt Quito. Der Gottesdienst fand im „Bicentenario-Park“ von Quito statt.
Kritiker halten mehreren Staatspräsidenten Lateinamerikas einen autoritären Regierungsstil vor, etwa Nicolas Maduro in Venezuela, Evo Morales in Bolivien, aber auch Rafael Correa im Gastgeberland Ecuador. Der Gottesdienst unter freiem Himmel war der geistliche Höhepunkt am dritten Tag der Südamerika-Reise von Franziskus.
Franziskus hob in seiner Predigt hervor, dass die Anliegen der Unabhängigkeitsbewegungen in den lateinamerikanischen Staaten mit denen des Christentums „tief übereinstimmten“. Er verglich das „Flüstern Jesu beim Letzen Abendmahl“ mit dem Schrei nach Freiheit, der damals aus dem Bewusstsein der Freiheitsberaubung und der Unterdrückung durch die jeweiligen Machthaber hervorgegangen sei.
Der Papst beendete seine Predigt mit den Worten, Evangelisierung sei die Revolution der Christen, „und weil unser Glaube immer revolutionär ist, ist das unser tiefster und inständigster Jubelruf“. Weiter rief Franziskus dazu auf, sich für Einheit und Dialog einzusetzen.