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Franziskus hat Sorgen mit dem Personal
Von unserem Korrespondenten Julius Müller-Meiningen
 |  aktualisiert: 16.08.2013 19:39 Uhr

In den Hügeln von Castel Gandolfo haben Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone gemeinsam zu Mittag gegessen. Das Treffen zwischen dem Papst und seinem in der kirchlichen Hierarchie gleich hinter dem Pontifex rangierenden Staatssekretär ist Tradition. Diesmal dürfte das Treffen auch den Charakter eines Krisengipfels gehabt haben. Der Grund ist Francesca Immacolata Chaouqui.

Der Papst persönlich hatte die 30-jährige Italienerin im Juli in eine achtköpfige Kommission berufen, die Vorschläge für die wirtschaftliche Neuorganisation aller vatikanischen Güter unterbreiten soll und nur ihm persönlich unterstellt ist. Schon damals rieben sich einige Prälaten die Augen, wie eine so junge Unternehmensberaterin das Vertrauen des Papstes erlangen konnte. Ihr Lebenslauf zeichnet sie als PR-Strategin der Steuerprüfer Ernst&Young aus, aber nicht als Expertin für Wirtschaftsfragen. Chaouqui beschreibt sich als tief katholisch und soll der erzkonservativen Bewegung Opus Dei nahestehen. Als sicher gilt, dass Franziskus bei ihrer Nominierung nichts wusste von den Kommentaren auf Chaouquis Twitter-Account. Dort schrieb sie im März 2012 unter anderem: „Bertone korrupt. Angeblich geht es um das Geheimarchiv und eine Firma in Venetien.“

Die Tochter eines Marokkaners und einer Italienerin aus Kalabrien beleidigte nicht nur den zweiten Mann im Vatikan öffentlich. Über das Kommunikationsportal streute sie auch andere unbestätigte Gerüchte: Der inzwischen verstorbene Sänger Lucio Dalla habe Kokain geschnupft, das Vatikanbank-Konto von Italiens ehemaligem Finanzminister Tremonti sei geschlossen worden, als dessen Homosexualität zu Tage kam. Lange vor dem Rücktritt Joseph Ratzingers behauptete sie: „Benedikt XVI. ist seit einem Jahr an Leukämie erkrankt.“

Gerüchte auf Twitter gestreut

Chaouqui behauptet, ihr inzwischen abgemeldetes Twitter-Profil sei von mehreren Personen genutzt worden, in einigen Fällen handelte es sich um Fotomontagen. Doch ihre wiederholt geäußerte Abneigung gegen Kardinalstaatssekretär Bertone ist nicht zu leugnen und bringt Franziskus in Verlegenheit.

Bertones Ruf im Vatikan ist seit den Tagen des „Vatileaks“-Skandals angekratzt, er gilt vielen im Vatikan als machtbesessener Schattenpapst. Bertone wird im Dezember 79 Jahre alt, seine Ablösung steht bevor. Nun ist allerdings auch Chaouquis Ruf beschädigt. Gemunkelt wird, außer dem Ex-Kammerdiener Paolo Gabriele habe auch sie den Journalisten Gianluigi Nuzzi mit Informationen versorgt, die den Vatileaks-Skandal ins Rollen brachten.

Die gesamte Affäre fällt auf den Papst zurück und legt Machtkämpfe offen, die weiterhin hinter den Leoninischen Mauern ausgetragen werden. Immer mehr Menschen im Vatikan fragen sich: Wer empfahl Chaouqui dem Papst? Und wer enthielt Franziskus die leicht recherchierbaren Informationen über eine seiner engsten Beraterinnen vor und schadete ihm damit?

In diesen Zusammenhang fällt auch die Nominierung von Monsignore Battista Ricca als Prälat der Vatikanbank. Franziskus betraute den dem Staatssekretariat zugeordneten Ricca Mitte Juni mit der sensiblen Aufgabe, vor kurzem wurde bekannt, der Priester hätte vor Jahren als päpstlicher Diplomat in Uruguay offen seine Homosexualität ausgelebt. Auf Ricca und die Homosexuellen-Lobby im Vatikan angesprochen, sagte der Papst jüngst: „Wenn jemand schwul ist und den Herrn sucht und dabei guten Willen beweist, wer bin ich, dass ich über ihn richte?“

Das italienische Nachrichten-Magazin „L'Espresso“ hatte vor Wochen als erstes über das Vorleben Riccas berichtet. Dem Papst seien absichtlich Informationen vorenthalten worden, war dort zu lesen. Mächtige Lobbies bestimmten weiterhin das Geschehen im Vatikan.

 
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