Grünes Licht für die Umbettung der sterblichen Überreste des spanischen Ex-Diktators Francisco Franco. Spaniens Oberster Gerichtshof wies am Dienstag die Klage der Franco-Familie ab, die sich gegen die Exhumierung des 1975 verstorbenen Gewaltherrschers gewehrt hatte. Der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez hatte bereits vor einem Jahr angeordnet, dass der Sarg Francos in eine öffentlich unzugängliche Grabstätte gebracht wird. Bisher liegt der Leichnam des Rechtsdiktators in einem vielbesuchten Mausoleum, das sich in der Nähe Madrids zu einem Wallfahrtsort von Neonazis entwickelte.
Wie der Gerichtshof mitteilte, fiel die Entscheidung der sechs Richter einstimmig. Die Kammer schmetterte auch die Forderung der Franco-Nachfahren ab, die sterblichen Überreste im Falle der Umbettung in der Kathedrale Madrids beizusetzen. Dort besitzt die Familie eine Grabstätte, in der Francos Tochter beerdigt ist. Dieser Vorschlag war von der Regierung abgelehnt worden, um zu verhindern, dass dieses Gotteshaus dann, ähnlich wie es bisher mit dem Franco-Mausoleum der Fall war, ein Treffpunkt für Rechtsradikale wird.
Spaniens Regierung will die sterblichen Überreste Francos auf einem kleinen Waldfriedhof in der Nähe des Dorfs El Pardo überführen, wo bereits vor 30 Jahren Francos Ehefrau Carmen in einem unzugänglichen Grabtempel beigesetzt wurde. In El Pardo, das sich etwa 20 Kilometer nördlich Madrids befindet, hatte Franco früher seine Residenz. Seit 1975 befinden sich Francos Gebeine in einer Bergbasilika, die rund 55 Kilometer von Madrid entfernt in der Sierra de Guadarrama im „Tal der Gefallenen“ liegt. Über dem Mausoleum, das von Benediktinermönchen gehütet wird, ragt ein 150 Meter hohes Steinkreuz in den Himmel.
Spaniens geschäftsführender Regierungschef Sánchez feierte die Gerichtsentscheidung als „großen Sieg der spanischen Demokratie“. In einer früheren Erklärung hatte Sánchez gesagt: „Keine Demokratie kann es sich leisten, Denkmäler zu haben, welche eine Diktatur verherrlichen.“ Das spanische Parlament hatte die Umbettung mit großer Mehrheit abgesegnet. Spaniens rechtspopulistische Partei Vox sieht in der Umbettungsentscheidung eine „Grabschändung“. Die Franco-Familie kündigte derweil an, dass sie „alle Rechtsmittel ausschöpfen“ und nun vor das Verfassungsgericht ziehen wolle. Wann die Umbettung vollzogen werden kann, ist somit weiterhin unklar.