Bei einem Flugzeugabsturz in Belgien sind zehn Fallschirmspringer und der Pilot der Maschine ums Leben gekommen. Keiner an Bord überlebte am Samstagnachmittag das Unglück südöstlich von Brüssel. Augenzeugen berichteten, bei dem Kleinflugzeug sei die Tragfläche oder ein Teil der Tragfläche abgerissen, dann sei es im Kreis trudelnd abgestürzt. Die Opfer, zehn Männer und eine Frau, seien zwischen 21 und 40 Jahre alt, sagte die belgische Innenministerin Joëlle Milquet. Der Flug sei Teil einer Geburtstagsfeier für ein Mitglied des Fallschirmspringer-Clubs gewesen. Viele der Opfer hätten kleine Kinder. Dieselbe Maschine war bereits vor 13 Jahren abgestürzt, schon damals hatte es Tote gegeben.
Die Maschine vom Typ Pilatus PC-6 „Turbo Porter“ war am Samstag nahe Namur auf ein Feld gestürzt. Die Opfer stammen Medienberichten zufolge aus den benachbarten Orten Gembloux, Fleurus und Namur. Familien und Freunde trafen am Sonntag in Gelbressée zur gemeinsamen Trauer zusammen, berichtete Belga. Am Samstagabend hatten der belgische Premierminister Elio Di Rupo und König Philippe den Unglücksort besucht und mit Angehörigen gesprochen.
Es war schon der zweite Absturz der Unglücksmaschine, teilte die belgische Behörde für Flugunfalluntersuchungen am Sonntag mit. Im März 2000 sei die Maschine in Moorsele 90 Kilometer westlich von Brüssel kurz nach dem Start verunglückt. Demnach waren damals zwei Menschen ums Leben gekommen. Luc Blendeman von der Flugunfallbehörde betonte, dass es zwischen beiden Unfällen keinen Zusammenhang geben müsse. Ein rundum erneuertes Flugzeug sei technisch mit einer nie verunglückten Maschine zu vergleichen, zitierte ihn Belga.
Das Flugzeug war am gut zehn Kilometer entfernten Flughafen Temploux gestartet, Angehörige und Freunde hatten dort auf die Fallschirmspringer gewartet. „Der Notruf ging bei uns um 15.40 Uhr ein“, sagte der Feuerwehrmann Michel Doumont aus Namur. „Als wir ankamen, brannte das Flugzeug und war komplett auseinandergebrochen.“
Geöffnete Fallschirme
Die Opfer hätten keine Chance gehabt, hieß es. Es seien drei geöffnete Fallschirme gefunden worden, drei der Insassen hätten demnach offenbar noch versucht, sich mit einem Sprung zu retten, sagte der Bürgermeister der benachbarten Stadt Fernelmont, Jean-Claude Nihoul.
Am Unglücksort wurden Hunderte weit verstreute Trümmerteile eingesammelt. Es komme extrem selten vor, dass eine Tragfläche beim Flug abbreche, sagte Jens Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) am Sonntag in Braunschweig. Mögliche Ursachen seien der Zusammenstoß mit einem Hindernis, eine Überlastung des Flugzeugs, Vorschäden oder auch mangelhafte Wartung. „Zum Absturz in Belgien lässt sich da aber noch nichts sagen.“
Ein Ergebnis sei bei solchen Ermittlungen erst nach einigen Wochen zu erwarten. „Zuerst wird die Unfallstelle untersucht“, erklärte Friedemann. „Wo und in welcher Entfernung vom Flugzeug lagen die Teile? Gibt es erste Hinweise auf die Ursache, zum Beispiel verdächtige Bruchstellen?“ Einzelne Teile würden im Labor näher untersucht. In die Analyse flößen zudem die Radardaten der Flugsicherung zu Höhe und Geschwindigkeit des Flugzeuges ein und – wenn vorhanden – die Werte aus Datenträgern der Maschine wie etwa des Navigationssystems.