Eine 85-jährige Großmutter, ein 40 Jahre alter Fischer und die amerikanische Schauspielerin Susan Sarandon sollen mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden – stellvertretend für Tausende griechische und ausländische Freiwillige, die auf den Ägäis-Inseln ankommenden Flüchtlingen helfen. Das haben am Montag der Präsident der Athener Akademie und Vertreter anderer Institutionen in einem Brief an das Nobel-Komitee vorgeschlagen. Unterstützt wird die Initiative von etwa 620 000 Unterzeichnern einer Petition sowie von 230 griechischen und ausländischen Akademikern, darunter den Nobelpreisträgern Christopher Pissarides und Desmond Tutu.
„Die Bevölkerung der griechischen Ägäis-Inseln tut alles in ihrer Kraft Stehende, syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen zu helfen“, sie hätten den Schutzsuchenden „ihre Arme und ihre Herzen geöffnet“, heißt es zur Begründung in der Petition. Sie wird auch vom Präsidenten des griechischen Parlaments, Nikos Voutsis, unterstützt: „Die Bürger der Ägäis-Inseln, insbesondere die von Lesbos, sind Vorbilder für die europäische Zivilisation“, so Voutsis. Im vergangenen Jahr kamen über 850 000 Menschen aus der Türkei zu den griechischen Inseln. Seit Jahresbeginn wurden weitere 58 000 Ankömmlinge gezählt. Mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich 31 000, kam nach Lesbos.
Vorgeschlagen für den Friedensnobelpreis werden jetzt stellvertretend für alle Freiwilligen die 85 Jahre alte Emilia Kamvyssi aus dem Fischerdorf Skala Sykamnia auf Lesbos und der 40-jährige Fischer Stratis Valiamos aus demselben Dorf. Kamvyssis Bild ging um die Welt: Sie hält auf dem Foto einen gerade geretteten Säugling im Arm und gibt ihm die Flasche. Stratis Valiamos ist einer der Fischer von Skala Sykamnia, die in den vergangenen Monaten Hunderte, wenn nicht Tausende Flüchtlinge aus Seenot retteten und sicher an Land brachten. Susan Sarandon ist eine der prominentesten ausländischen Helferinnen. Sie verbrachte im vergangenen Dezember mehrere Wochen auf Lesbos, um Flüchtlinge zu betreuen.
Die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis lief am Montag ab. Der Friedensnobelpreis wird jedes Jahr am 10. Dezember in Oslo verliehen, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Über die Vergabe entscheidet ein Komitee von fünf Personen, die vom norwegischen Parlament ernannt werden.