zurück
ATHEN
FDP-Politiker tritt in Griechenland an
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 23.01.2014 19:19 Uhr

Seit fast zehn Jahren sitzt er im Europarlament (EP), und dort möchte er auch gerne bleiben: Jorgo Chatzimarkakis, Deutscher mit griechischen Wurzeln. Mit seiner bisherigen Partei, der FDP, verbindet den 48-Jährigen allerdings wegen deren Haltung in der Eurokrise nicht mehr viel. Deshalb will Chatzimarkakis am 25. Mai in der Heimat seiner Eltern für einen Sitz im Europaparlament kandieren, als Vorsitzender einer neuen Partei.

„Griechische Europäische Bürger“ nennt sich die Partei, die Chatzimarkakis am Donnerstag in Athen vorstellte. Sie will „eine starke und fordernde Stimme der Griechen in Europa“ sein, so der Politiker.

Schon in der FDP verteidigte er seine zweite Heimat Griechenland standhaft gegen deutsche Angriffe, warnte vor einer drohenden Verarmung infolge der strikten Sparvorgaben, kritisierte die Troika und forderte einen „Herkules-Plan“ zur Wiederbelebung der rezessionsgeplagten griechischen Wirtschaft. Während Teile der FDP einen Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone propagierten, hielt Chatzimarkakis Vorträge mit provokanten Titeln wie „Warum Hellas der Retter Europas ist“.

Schon im April 2013 hatte Chatzimarkakis angekündigt, dass er bei der nächsten Europawahl nicht mehr für die FDP, sondern in Griechenland antreten werde. Aber warten die Hellenen wirklich auf den deutschen Griechen? Schließlich stehen Deutschland und die Deutschen in dem Krisenland wegen des „Spardiktats“ nicht hoch im Kurs.

Ein heikles Thema für Chatzimarkakis, der als Gastarbeiterkind in Duisburg geboren wurde. Er wünsche sich „kein deutsches Europa, sondern ein europäisches Deutschland“, sagt er. Dass Chatzimarkakis in Deutschland aufgewachsen ist, merkt man an dem nicht ganz akzentfreien Griechisch. Er selbst nennt sich einen „europäischen Patrioten“, der zwar noch als Deutscher im Europaparlament sitzt, in der nächsten Legislaturperiode aber dort griechischer Abgeordneter sein möchte. Immerhin hat Chatzimarkakis neben der deutschen auch die griechische Staatsangehörigkeit.

EU-Gelder gegen die Jugendarbeitslosigkeit, eine Förderbank für kleine und mittelständische Unternehmen, nicht weniger Europa sondern mehr, als Antwort auf die Krise: Das klingt vernünftig. Umfragen lassen allerdings befürchten, dass bei der Europawahl in Griechenland eher euroskeptische Populisten erfolgreich sein werden als überzeugte Europäer wie Chatzimarkakis. Immerhin 55 Prozent der Griechen stehen der EU negativ gegenüber.

Ein weiteres Handicap: Der Name Chatzimarkakis ist in Griechenland nur sehr wenigen ein Begriff. Die meisten Menschen kennen ihn gar nicht. Der Heimkehrer wird also noch viel im Land umherreisen müssen, um sich bekannt zu machen. Zwar gilt in Griechenland bei der Europawahl, wie auch bei nationalen Wahlen, nur eine Dreiprozenthürde. Aber selbst bei einer Wahlbeteiligung von nur 53 Prozent, wie im Jahr 2009, braucht man dafür mindestens 160 000 Stimmen. Von 27 Parteien schafften in Griechenland vor fünf Jahren nur sechs die Dreiprozenthürde.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Evangelischer Pressedienst
Eurokrise
Europawahlen
Europäisches Parlament
FDP
Jorgo Chatzimarkakis
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen