Beim schwersten Anschlag in Afghanistan seit Jahren hat ein Selbstmordattentäter im Südosten des Landes mindestens 89 Menschen mit in den Tod gerissen. 42 weitere Menschen seien bei der Explosion am Dienstag auf einem belebten Markt in der Provinz Paktika verletzt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul, Sahir Asimi. Das Ministerium habe zwei Hubschrauber und acht Krankenwagen geschickt, um Verletzte in Militärkrankenhäuser zu bringen.
Die Taliban dementierten jede Beteiligung an dem Anschlag, der mitten in dem für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan stattfand. „Wir verurteilen die Tat“, teilten die militanten Islamisten mit. Örtliche Medien berichteten, unter den Toten seien viele Kinder und Frauen.
Der Gouverneur des Distrikts Orgun, Mohammad Resa Kharoti, sagte, bei den meisten Opfern habe es sich um Zivilisten gehandelt. Unter den Toten seien auch mindestens zwei Polizisten. Der Attentäter habe sich in der Distrikthauptstadt Orgun in einem Auto in die Luft gesprengt, als Polizisten ihn an einem Checkpoint am Basar stoppten.
„Die Gegend ist voller Blut“
Kharoti sagte, das staatliche Krankenhaus sei angesichts der vielen Verletzten überfüllt. Die Explosion habe die ganze Umgebung erschüttert. „Die Gegend ist voller Blut.“ Teile des Basars seien zerstört worden. Die Taliban teilten mit, ihre Kämpfer schützten Zivilisten. Das steht in deutlichem Widerspruch zu UN-Statistiken, wonach die Aufständischen für rund drei Viertel der zivilen Opfer im Afghanistan-Konflikt verantwortlich sind.
Bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Kabul wurden zwei Mitarbeiter der Pressestelle des Präsidentenpalastes getötet. Fünf weitere Regierungsmitarbeiter seien verletzt worden, als ihr Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet, teilte die Polizei mit. Aus dem Palast hieß es, bei den Toten habe es sich um einen Techniker und einen Kameramann gehandelt. Die Taliban bekannten sich zu dieser Tat und teilten mit, Ziel seien Mitarbeiter der Pressestelle gewesen.
Vor dem Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes Ende des Jahres hat die Gewalt in Afghanistan wieder deutlich zugenommen. Zugleich sorgt für Unsicherheit im Land, dass immer noch kein Sieger der Präsidentenwahl feststeht, deren erste Runde vor mehr als drei Monaten stattfand. Am vergangenen Samstag einigten sich die beiden Kandidaten Abdullah Abdullah und Aschraf Ghani darauf, alle 8,1 Millionen Stimmen der Stichwahl vom 14. Juni erneut auszählen zu lassen.