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WASHINGTON
Experten: US-Luftschläge im Irak?
reda
 |  aktualisiert: 13.06.2014 20:37 Uhr

Die USA wollen im Irak militärisch eingreifen, um den Vormarsch der radikalen Isis-Milizen auf Bagdad zu stoppen. „Wir werden im Irak keine US-Truppen zurück in die Schlacht schicken“, sagte Präsident Barack Obama am Freitag in Washington, „aber ich habe meine Sicherheitsberater angewiesen, eine Reihe von Optionen vorzubereiten, die die irakischen Sicherheitskräfte unterstützen könnten.“ Experten rechnen vor allem mit Luftschlägen. Obama erinnerte aber auch die internationale Gemeinschaft an ihre Verantwortung.

Kritik an Regierung in Bagdad

Obama hatte schon am Donnerstag auf seinen Plan verwiesen, beim Anti-Terror-Kampf vor allem in die Abwehrkapazitäten anderer Länder zu investieren. „Kurzfristig müssen wir aber im Irak eindeutig auf einen Notfall reagieren“, hatte er nach einem Treffen mit dem australischen Premierminister Tony Abbott gesagt. „Er braucht mehr Hilfe von uns und er braucht mehr Hilfe von der internationalen Gemeinschaft.“

Bei beiden Auftritten erinnerte der Präsident daran, dass die USA seit Jahren versuchen, die Regierung in Bagdad zu Zugeständnissen an Sunniten und Kurden im Land zu bewegen. „Die USA werden ihren Teil beitragen“, sagte er am Freitag, aber die USA könnten das Land nicht für seine Bürger befrieden.

Eine wie auch immer geartete US-Initiative müsse deshalb vom „ernsthaften Versuch von der irakischen Führung begleitet werden, religiöse Differenzen zu überwinden, Stabilität zu fördern und die legitimen Interessen aller irakischen Bürger sicherzustellen.“ Dem irakischen Premier Nuri al-Maliki wird vorgeworfen, die Lage bisher stattdessen zum Machtgewinn genutzt zu haben.

Die „Washington Post“ hatte zuvor unter Berufung auf Quellen aus Bagdad berichtet, Obama habe bereits Luftschläge aus der Türkei heraus zugesagt. Der Fernsehsender CNN meldete später unter Berufung auf Quellen im Pentagon, es mangele noch an Informationen über die Situation am Boden, um endgültig Ziele festzulegen. Der Flugzeugträger George H. W. Bush werde aber in den kommenden Stunden in den Persischen Golf verlegt.

In Regierungskreisen staunt man weniger über die Chuzpe der Angreifer als über das Tempo, mit dem die irakische Verteidigung zusammengebrochen ist: „Wir waren überrascht von der minimalen Bereitschaft, standzuhalten und zu kämpfen“, sagte ein führender westlicher Diplomat der „Washington Post“. „Die irakischen Kräfte sind rund eine Million Mann stark, gut ausgerüstet und trainiert von den USA, Großbritannien“ und anderen.

Die US-Opposition zeigt sich weniger erstaunt. „Es ist ja nicht so, dass wir dieses Problem nicht seit mehr als einem Jahr hätten kommen sehen“, hatte der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, am Donnerstag erklärt. „Und was macht der Präsident? Ein Nickerchen.“ Die Senatoren John McCain und Lindsey Graham sagten in einer gemeinsamen Stellungnahme, die Entwicklung sei vorhersehbar gewesen. „Wir und andere haben sie als Ergebnis der Entscheidung des Präsidenten vorhergesagt, vorschnell alle amerikanischen Truppen aus dem Irak abzuziehen.“ Den Rückzug hatte Obama 2011 angeordnet, nachdem das irakische Parlament einem längeren Verbleib nicht zustimmen wollte. Die Rückkehr zu Kampfhandlungen im Irak ist für Obama ein schwerer Schritt; er hat den Krieg seines Vorgängers George W. Bush als dumm bezeichnet und zählt die Beendigung zu seinen wesentlichen Erfolgen.

UNO schlägt Alarm

Die Vereinten Nationen schlugen unterdessen Alarm wegen willkürlicher Hinrichtungen durch Isis. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay berichtete, Isis-Kämpfer hätten zusammen mit befreiten Gefangenen Zivilisten erschossen. Nach ihren Informationen seien allein in einer Straße von Mossul 17 Zivilangehörige der Polizei getötet worden.

„Ich bin besonders besorgt über die gefährliche Lage von Minderheiten, Frauen und Kindern“, sagte Pillay in Genf. Nach UN-Angaben wurden bei Kämpfen in den vergangenen Tagen mehrere Hundert Zivilisten getötet und etwa 1000 verletzt.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad bereiteten sich Sicherheitskräfte und Bürger auf mögliche Angriffe der Dschihadisten vor. Polizei und Soldaten patrouillierten durch die Straßen, Kontrollposten würden aufgebaut.

Der Iran schickte nach einem US-Medienbericht bereits Truppen in den Kampf gegen Isis in den Irak. Mindestens drei Bataillone der Al-Kuds-Brigaden, die Eliteeinheit der Revolutionsgarden, seien entsandt worden, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf iranische Sicherheitskreise.

Mit Informationen von dpa

 
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