Im Europaparlament wird künftig wohl nur noch eine Vertreterin aus Unterfranken sitzen: Kerstin Westphal. Nach dem guten Ergebnis der SPD hat die Schweinfurterin, die bei den Sozialdemokraten auf Listenplatz vier stand, ihren Sitz in Straßburg sicher. Dagegen dürfte es nach der Klatsche für die CSU für Barbara Becker nicht gereicht haben.
Überraschend gut gelaunt klang die Politikerin aus Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) allerdings kurz nach den ersten Hochrechnungen am Sonntagabend. „Es war sowieso nicht sehr wahrscheinlich, dass ich es schaffe“, so die 44-Jährige. Dabei hätte sie doch eigentlich in Straßburg das unterfränkische CSU-Erbe von Anja Weisgerber, die inzwischen im Bundestag sitzt, antreten sollen. Becker war in Bayern auf Platz acht der CSU-Liste nominiert – der hatte 2009 noch für den Einzug ins Europaparlament gereicht.
„Ich hatte ein wundervolles Jahr, in dem ich viel Unterstützung erfahren habe“, so Becker. „Am Engagement der Unterfranken hat es nicht gelegen.“
Euphorie herrschte unterdessen bei der SPD und Kerstin Westphal, die einräumte, dass sich in ihre Freude über den Stimmenzugewinn auch etwas Erleichterung mischt, nach den historisch schlechten Ergebnissen der letzten Wahlen. Den Grund für die Zuwächse ihrer Partei – in Bayern rund acht Prozent im Vergleich zu 2009 – sieht Westphal vor allem bei Spitzenkandidat Martin Schulz.
„Man nimmt ihm ab, dass er Europäer ist. Und er wird ein guter Kommissionspräsident werden“, so die 51-Jährige in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Zudem habe man die richtigen Themen – Jugendarbeitslosigkeit, Steuerflucht, Fiskalpakt und Bankenunion sowie Asylpolitik – besetzt. Die CSU habe dagegen für ihre Äußerungen zur Flüchtlingspolitik und die von ihr losgetretene Neiddebatte, in der Deutschland besser als andere dargestellt worden sei, die Quittung bekommen.
Wähler nicht mobilisiert
Becker sieht das anders: Sie glaubt, dass es bei der vierten Wahl in Bayern seit dem vergangenen September nicht gelungen sei, die CSU-Wähler zu mobilisieren. Zudem vermutet sie, dass ihre Partei viele Stimmen an die Alternative für Deutschland (AfD) verloren habe. Nun wäre es „dramatisch“, sagt sie, „wenn die AfD mehr Sitze im Europaparlament bekäme als wir“.
Die Kritik an der AfD eint die beiden unterfränkischen Kandidatinnen. „Ich kenne Herrn Lucke von verschiedenen Podiumsdiskussionen. Das wird kein Zuckerschlecken“, prophezeit Westphal, die glaubt, dass durch den Wegfall der Prozenthürde und dem damit einhergehenden Einzug von Vertretern vieler kleiner Parteien die parlamentarische Arbeit schwieriger wird. Besonders, dass die rechtsextreme NPD auf einen Sitz hoffen darf, ärgert die Schweinfurterin: „Da wird mir schlecht und mir fehlen die Worte.“