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BANDA ACEH/KHAO LAK
Erinnerung an die Todeswelle
Tag des Gedenkens: Namenstafeln im thailändischen Ban Nam Khem erinnern an dieser Mauer an die Opfer des Tsunami vor zehn Jahren.
Foto: Pornchai Kittiwongsakul, afp | Tag des Gedenkens: Namenstafeln im thailändischen Ban Nam Khem erinnern an dieser Mauer an die Opfer des Tsunami vor zehn Jahren.
dpa
 |  aktualisiert: 15.12.2015 11:59 Uhr

Wolkenbruch in Thailand, Überschwemmungen in Indonesien und Sri Lanka: Zum zehnten Jahrestag der Tsunami-Katastrophe hat die Natur ihre Unberechenbarkeit und Gewalt am zweiten Weihnachtstag erneut unter Beweis gestellt. Während Menschen in aller Welt der Opfer der Katastrophe von 2004 gedachten, kämpften in den damals am schwersten betroffenen Gebieten im indonesischen Aceh und auf Sri Lanka fast eine Million Menschen gegen schwere Überschwemmungen.

Der Tsunami wurde 2004 durch eines der schwersten je registrierten Erdbeben unter dem Meeresboden ausgelöst. Er brach mit 20 Meter hohen Wellen über Aceh herein, wo 170 000 Menschen umkamen. In Sri Lanka überlebten 40 000 Menschen die Katastrophe nicht. Insgesamt kamen in 14 Ländern fast eine Viertelmillion Menschen um – darunter 539 Deutsche, die vor allem in Thailand und Sri Lanka Urlaub machten.

Am Strand von Khao Lak in Thailand zogen für die Jahreszeit untypisch düstere Wolken auf, als deutsche Seelsorger mit rund 100 Überlebenden und Angehörigen von Opfern zum Gebet zusammenkamen. Viele waren zum ersten Mal wieder in Thailand. Familien, Freunde, Ehepaare standen in Gedenken an verlorene Eltern, Kinder, Geschwister und Bekannte am Strand. Manche warfen Blumen ins Meer, ehe ein Wolkenbruch sie vertrieb.

„Die Bilder von damals haben ihren Schrecken nicht verloren. Die Panik, das Chaos, die Wucht, als die große Welle kam“, hieß es in einem Grußwort von Bundespräsident Joachim Gauck, das verlesen wurde. Der damals 15-jährige Ben Atréu Flegel erlebte die Katastrophe in unmittelbarer Nähe des Ortes, wo die Gedenkfeier stattfand. „Mein Blut ist in diese Erde geflossen“, sagte er. Seine Großeltern kamen bei dem Urlaub vor zehn Jahren ums Leben.

In der Provinzhauptstadt Banda Aceh waren Tausende Menschen in die Moscheen gekommen. Die Provinz ist streng islamisch. „Ich bete, dass die Opfer im Himmel sind und ihre Sünden vergeben werden“, meinte Azimah, die wie viele Indonesier nur einen Namen hat. „Die Katastrophe zeigt, dass wir auch die dunkelsten Stunden überleben, wenn wir zusammenhalten“, sagte Muhammad Anwar.

Neben der Trauer äußerten viele Redner Dankbarkeit, darunter der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla. „Ich habe noch nie eine so außergewöhnliche Solidarität und Großzügigkeit erlebt“, erklärte er. „Sogar die Kinder aus aller Welt, von Deutschland bis zu den Vereinigten Staaten, haben ihre Sparschweine geknackt und den Tsunami-Opfern Geld geschickt.“

Die deutschen Überlebenden berichteten von der Großherzigkeit der Thailänder, von denen viele selbst fast alles verloren hatten. Mancher habe buchstäblich sein letztes Hemd oder Handtuch gegeben, als Touristen mit zerfetzter Kleidung in den Trümmern unter den Überlebenden auftauchten. „Zum schlimmsten Zeitpunkt haben wir das Beste gesehen, zu dem die Menschen fähig sind“, sagte Thailands Regierungschef Prayuth Chan-ocha beim Gedenken in Khao Lak.

In Sri Lanka fuhr ein Sonderzug mit Überlebenden bis zu genau der Stelle in Peraliya, wo damals eine gewaltige Welle die Bahn traf. Der Sonderzug führte Lok und Waggons von damals mit, wie Organisator Ralph Gunawardena sagte. Der Zug war nach dem Unglück restauriert worden. Die tonnenschweren Waggons waren aus den Schienen gerissen worden. Rund 1600 Insassen kamen um. Die überlebenden Passagiere – darunter auch der Schaffner von damals – gedachten der Opfer. Einige brachten alte Fahrkarten von damals und Fotos der Toten mit.

Auch in Indien kamen Menschen zu Gebeten zusammen. Auf den schwer getroffenen Andamanen und Nikobaren-Inseln hielten Trauernde vor dem Tsunami-Denkmal in Port Blair zwei Minuten schweigend inne. Im Süden des Subkontinents setzten viele Dorfbewohner Süßigkeiten und Blumen ins Meer.

Die UN-Koordinatorin für Katastrophenhilfe, Valerie Amos, erinnerte daran, dass der Indische Ozean anders als damals heute ein Tsunami-Warnsystem hat. Frühzeitige Warnungen würden im Fall einer neuen Katastrophe sicher Zehntausende Menschenleben retten.

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