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FALLUJAH
El Kaida auf dem Vormarsch
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:41 Uhr

In Fallujah flattert ihre schwarze Kriegsflagge über dem Rathaus. Im Zentrum von Ramadi patrouillieren maskierte Bewaffnete in den Straßen, während Iraks Regierungschef Nuri al-Maliki vom fernen Bagdad aus die verängstigte Bevölkerung per Fernsehaufruf beschwört, die El-Kaida-Invasoren wieder aus den Stadtvierteln zu vertreiben. Die Zahl der Toten geht bereits in die Hunderte, auch konnten die Angreifer von der Armee zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge erbeuten. Fallujah haben sie zum „Islamischen Emirat“ ausgerufen. Ihr Überraschungscoup ist der jüngste in einer Serie spektakulärer Militäraktionen radikaler Gotteskrieger im Nahen Osten.

Ganz gleich ob im Irak, in Syrien oder im Jemen – die Jihadisten beweisen mehr und mehr, dass sie ähnlich wie Eliteeinheiten regulärer Armeen zu strategisch komplexen Operationen in der Lage sind. Die mit El Kaida verbündeten Kämpfer „sind zu den gefährlichsten Akteuren in der gesamten Region“ geworden, urteilte US-Außenminister John Kerry am Wochenende.

Analytiker wie Bruce Reidel, Wissenschaftler beim Saban Zentrum für Nahost-Politik der Brookings Institution in Washington D.C., sprechen bereits von El Kaida 3.0. Nach seiner Einschätzung erleben das Terrornetzwerk und seine radikale Ideologie im Nahen Osten derzeit einen Aufschwung wie nie zuvor. El Kaida 3.0 sei deutlich breiter gestreut und dezentraler als seine Vorgänger. Von ihren geheimnisumwitterten Anführern seien kaum mehr als deren Kriegsnamen bekannt.

Eine dunkle Zeit

Und so ist der Irak in seiner Schreckensbilanz 2013 mittlerweile wieder bei der dunklen Bürgerkriegsepoche vor sechs Jahren angelangt. Im August griffen Kämpfer der Gruppe „Islamischer Staat in Irak und Syrien“ (ISIS) mit Abu Ghreib eines der am besten bewachten Gefängnisse des Landes an und befreiten in mehrstündigen Feuergefechten über 500 Gesinnungsgenossen, ein Vorgang, der Interpol zu einem Weltalarm veranlasste. Im benachbarten Syrien sind die ISIS-Gotteskrieger am Kampf gegen das Assad-Regime inzwischen an vorderster Front beteiligt. Ähnlich mächtig ist auch die Terrorfiliale im Jemen. Zuletzt verübten ihre Kommandos einen verheerenden Großanschlag auf das Verteidigungsministerium in Sanaa, Herz des Regimes. 52 Menschen starben, 215 wurden verletzt.

Doch nicht nur Irak, Syrien und Jemen, auch Libanon, Sudan, Libyen und Ägypten droht der Zerfall ihrer inneren Ordnung. Das Land am Nil erlebte kurz vor Weihnachten den ersten großen Autobombenanschlag seit Jahren. 15 Menschen starben, als in der Stadt Mansoura ein Sprengsatz vor der Zentrale der Polizei explodierte. Zu der Bluttat bekannte sich die El Kaida nahestehende Ansar Beit al-Maqdis auf dem Sinai, die größte Gruppe unter den rund 1000 Gotteskriegern auf der unwirtlichen Halbinsel. Trotzdem erklärte die vom Militär eingesetzte Interimsregierung als Reaktion die gesamte Muslimbruderschaft zur Terrorvereinigung, was viele Anhänger in den Untergrund treiben und radikalisieren könnte.

Nach Ansicht des Brookings-Experten Bruce Reidel wird Ägypten darum 2014 einen deutlichen Anstieg von Terrortaten erleben, er nennt das Land das „mit den vielversprechendsten Aussichten für El Kaida“. So wundert es nicht, dass in den Vereinigten Staaten und Europa der Unwille wächst, sich in das immer höher brodelnde Chaos einzumischen.

Der bedrängten schiitischen Regierung in Bagdad lieferte Washington vorletzte Woche lediglich 75 Hellfire-Raketen und stellte zehn Aufklärungsdrohnen in Aussicht. „Wir tun, was wir können“, versuchte US-Außenminister John Kerry die Gemüter zu beschwichtigen. Im gleichen Atemzug aber schloss er US-Truppen vor Ort kategorisch aus. „Dieser Kampf jetzt, das ist deren Kampf.“

 
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