Es war die letzte Chance für Chinas Regierungschef Wen Jiabao, das Verhältnis mit den Europäern in Ordnung zubringen. Doch der scheidende starke Mann Pekings ließ auch diesen EU-China-Gipfel am Donnerstag in Brüssel ungenutzt verstreichen. Kommissionspräsident José Manuel Barroso sprach zwar von „Partnerschaft“, Wen von „wechselseitigem Respekt“. Zu spüren war davon nichts. Stattdessen kam es zum Eklat.
Denn beide Delegationen tagten ausschließlich hinter verschlossenen Türen. Eine gemeinsame Pressekonferenz wurde abgesagt, nachdem die chinesischen Diplomaten aus Angst vor unbequemen Fragen nur 15 der knapp 1000 in Brüssel akkreditierten Medienvertreter zulassen wollten. Als Wens Ansprache dann über den EU-eigenen Internet-Fernsehsender Ebs übertragen wurde, intervenierten die Vertreter Pekings und ließen die Sendung mitten in der Rede ihres Chefs unterbrechen. So etwas hat Brüssel noch nicht erlebt.
Dabei hätte es genügend Gründe für beide Seiten gegeben, sich angesichts massiver Handelsprobleme wenigstens zum Abschied Wens, der bei der Neuordnung der chinesischen Führung in wenigen Wochen keine Rolle mehr spielen wird, noch um sichtbare Fortschritte zu bemühen. Die EU ist Chinas größter Wirtschaftspartner, während Peking nach den USA zu Europas zweitgrößtem Export-Markt aufgestiegen ist.
Doch es knirscht in den Beziehungen. China hortet mit den „seltenen Erden“ wichtige Rohstoffe, wehrt sich gegen die Einbeziehung des Flugverkehrs in den Emissionshandel und hat milliardenschwere Airbus-Aufträge gestoppt. Gegen die EU-Auflagen für seine Solarzellen-Industrie läuft das Regime Sturm.
Wen hatte sich bitter darüber beklagt, dass die europäischen Staaten noch immer am Waffenembargo gegen das Reich der Mitte festhalten wollen. Die EU-Vertreter monierten im Gegenzug, dass China mit seiner Unterstützung für den syrischen Präsidenten Assad im Weltsicherheitsrat jeden Fortschritt blockiert.