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WASHINGTON
Eine amerikanische Ikone über Parteigrenzen hinweg
Von unserem Korrespondenten JENS SCHMITZ
 |  aktualisiert: 31.01.2013 18:53 Uhr

Mit der Außenamtschefin Hillary Clinton dankt eine Politikerin ab, die Washington geprägt hat wie wenige andere. Der konservative Abgeordnete Steve Chalbot wünscht ihr unlängst „das Beste für Ihre zukünftigen Pläne – größtenteils“ und erzielt damit einen Heiterkeitserfolg, denn dass es das wirklich gewesen sein soll mit der Clinton-Ära, können viele nicht glauben. Kandidiert Clinton nicht doch vielleicht 2016 um die Präsidentschaft? Ihre Beliebtheitswerte sind konkurrenzlos.

Vorderhand will sie ihr politisches Leben allerdings beenden. „Wenn man so viel im Flugzeug unterwegs ist wie ich“, bekannte sie Anfang Dezember in einem ABC-Gespräch, „dann zehrt das an der Substanz.“ Wenige Tage später schien der Einsatz seinen Tribut zu fordern: Nachdem die Ministerin sich in Europa einen Magen-Virus zugezogen hatte, erlitt sie in Washington eine Ohnmacht. Beim Sturz zog sie sich eine Gehirnerschütterung zu, in der Folge entdeckten die Ärzte auch ein Blutgerinnsel im Kopf.

Die Opposition lobt die Vermittlungsarbeit der Diplomatin. Nach den Bush-Jahren „waren wir mit einigen sehr negativen Haltungen unserem Land gegenüber konfrontiert“, sagt die Gepriesene. Inzwischen habe es große Veränderungen gegeben. Dass Clinton parteiübergreifend zur Ikone werden könnte, war nicht vorherzusehen; sie verfügte keineswegs immer über Fortüne im Umgang mit der Öffentlichkeit.

Während des Jura-Studiums an der Top-Universität Yale lernte sie ihren späteren Ehemann Bill kennen. Vor dem Hintergrund des Vietnam-Krieges wurde aus der republikanischen College-Studentin eine Anwältin, die im Watergate-Skandal Richard Nixons Amtsenthebung vorzubereiten hilft. Dennoch bemühte sie sich, mit allen Parteien im Gespräch zu bleiben. 1975 heiratete sie Bill Clinton, ein Jahr später zog das Paar in seinen Heimatstaat Arkansas. Er wurde Gouverneur, sie machte als Juristin Karriere. 1980 wurde Tochter Chelsea geboren.

In Arkansas und erst recht, als das Paar 1993 ins Weiße Haus zog, beschränkte Hillary sich aber auch öffentlich nicht auf die Rolle als Frau an seiner Seite.

Je offener die First Lady im Tagesgeschäft mitmischte, desto mehr geriet sie auch ins politische Kreuzfeuer. Dass Hillarys Beliebtheitswerte sanken, hat sie sich aber auch selbst zuzuschreiben: Der Presse und Bills Gegnern gegenüber wirkte sie hochmütig, das gemäßigte Publikum erlebte sie als ideologisch verhärtet.

Ihren Höhepunkt erreichte Hillarys Loyalität zu Bill, als der Präsident 1998 beschuldigt wurde, ein Verhältnis mit der Praktikantin Monica Lewinsky gehabt zu haben. Öffentlich stand sie zu ihrer Ehe. Und das bewerkstelligte, was kein politisches Engagement zu bewirken vermochte: Hillarys Beliebtheitswerte stiegen enorm.

Dass sie sich 2008 um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei bewarb, überraschte niemanden mehr. Dass sie gegen einen unbekannten Senator aus Illinois verlor, schon mehr. Später bildete sie mit Barack Obama ein effizientes Gespann.

Dabei war von Anfang an klar, dass sie nur eine Amtszeit lang zur Verfügung stehen würde. Trotzdem wünschen sich viele Demokraten, sie möge sich nach einer Ruhepause selbst wieder in den Wahlkampf stürzen. Ein Gegner von ihrer Statur, das geben selbst Republikaner zu, ist bislang nirgends zu sehen.

 
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