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JAKARTA
Ein Präsident knietief im Wasser
Von dpa-Korrespondent Ahmad Pathoni
 |  aktualisiert: 17.01.2013 18:58 Uhr

Ihren Sohn, ihr Fernsehgerät, ihre Dokumente – das ist alles, was die 31-jährige Endah Riani retten konnte, als das Wasser kam. Die Überschwemmungen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben ihr alles andere genommen. „In meiner Hütte steht das Wasser drei Meter hoch“, sagt die Hausfrau. „Es ist alles hin.“ Riani sitzt mit dem Dreijährigen unter einer Plane an der Straße und wartet. „Hilfe haben wir noch keine bekommen. Vielleicht hat die Regierung wichtigeres zu tun“, sagt sie. „Wir sind ja nicht die einzigen Opfer.“

Rund 100 000 Menschen sitzen in überschwemmten Wohngebieten, etwa 10 000 mussten flüchten. In dem ärmlichen Viertel im Herzen der Millionenmetropole stehen Kühlschränke und Möbel an der höher gelegenen Straße aufgereiht. Jeder versuchte zu retten, was ging.

„Vor sechs Jahren waren die letzten großen Überschwemmungen hier, seitdem war es gut. Wir wurden total überrascht“, sagt Tamimi Imran, der mit sieben anderen Menschen in einer 25-Quadratmeter-Hütte wohnte. „Das Wasser kam so schnell, wir hatten kaum Zeit, etwas in Sicherheit zu bringen.“

Unterm Meeresspiegel

Jakarta wird jedes Jahr überschwemmt. Nach Weihnachten kommt der Monsun und bringt oft tagelang schwere Regenfälle. Die Großstadt zieht immer mehr Menschen an – mindestens zehn Millionen bis jetzt – und alles wird zubetoniert. Die Stadt liegt außerdem an der Nordküste der Insel Java weitgehend unter dem Meeresspiegel.

Ein Bürgermeister nach dem anderen verspricht, Abflusskanäle für Überschwemmungswasser zu bauen – bislang ohne Erfolg. Die Metropole hat zu viele dringende Probleme. In den vergangenen Jahren ging es vor allem um den völlig unzureichenden öffentlichen Verkehr. Eine U-Bahn soll her – aber auch da bleiben die Projekte bislang zwischen Behördensumpf, Partikularinteressen und korrupten Begehrlichkeiten auf der Strecke.

Meteorologen haben schon Alarm geschlagen: Es dürfte in diesem Jahr noch schlimmer kommen. „Wir erwarten bis Ende Januar noch viele schwere Regenfälle, vielleicht sogar bis Mitte Februar – alle müssen sich darauf gefasst machen“, sagte Hariyadi, ein Sprecher der Meteorologiebehörde.

100 000 Menschen sind bereits betroffen. Die Stadtverwaltung will so viele wie möglich in Notunterkünften unterbringen. Doch fürchtet mancher Plünderungen und harrt lieber im Obergeschoss seines Hauses aus. Der Bürgermeister hat Schlauchboote, Essenspakete und Medikamente versprochen.

Auch Präsident Susilo Bambang Yudhoyono stand mit aufgekrempelter Hose knietief im Wasser, wie im Fernsehen zu sehen war. Er nahm das Hochwasser am Präsidentenpalast in Augenschein. In einigen Räumen stand das Wasser 20 Zentimeter hoch. Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner musste deshalb auf ihr Gespräch mit Yudhoyono warten. Sie kam aber trockenen Fußes in das Gebäude.

 
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