Es war nicht der erste Vereidigungsball der Obamas – und trotzdem: Als der alte und neue US-Präsident seine Frau in Washington auf die Tanzfläche führte, da war er wieder da, dieser Augenblick der Faszination. Ein immer noch jugendlich wirkender Barack Obama, rank und schlank im Smoking mit weißer Fliege, nahm seine Michelle in den Arm, diesmal eine „Lady in Red“. Jennifer Hudson sang das passende Lied, als das „First Couple“ der USA langsam zu tanzen begann: „I am so in love with you“ („Ich bin so verliebt in Dich“).
Und genauso sah es auch aus an diesem Abend der öffentlichen Amtseinführung des wiedergewählten Präsidenten. Die Obamas lächelten sich an, sahen sich in die Augen – das war nicht ein Paar, das nach einem langen Tag pflichtschuldigst seine Runden auf dem Parkett dreht. „Man merkt es einfach, wie nahe sie sich sind, auch heute“, schwärmte denn auch eine Kommentatorin des Senders CNN.
Tanz in die zweite Amtszeit
Und es war in der Tat das Ende eines langen Tages für die Obamas – und für den Rest der Nation. Das Fernsehen war live dabei, um praktisch jeden Atemzug bei der öffentlichen Einführung Obamas in die zweite Amtszeit in die Wohnstuben zu bringen.
Beste Noten erhielt die 49-jährige Michelle bereits für ihre Kleiderwahl bei der Vereidigungszeremonie. Ein Mantel-Kleid-Ensemble vom US-Designer Thom Browne, klein gemustert in Marine und hellerem Blau, mit breitem Gürtel in der Taille trug sie zur neuen Pagenfrisur. „Eine 100 auf der Skala von 1 bis 10“, urteilte Tim Gunn, Modeberater für die TV-Reality-Show „Project Runway“.
Überhaupt die Frisur: Michelle Obama trägt jetzt Pony – was seit Tagen ein Thema in den US-Medien ist. Auch ihr Mann hat eine Meinung zu dem neuen Look. „Ich liebe ihren Pony“, findet der Präsident. „Sie sieht gut aus. Sie sieht immer gut aus.“ Die „Vanity Fair“ ordnete die First Lady in eine Art Stammbaum ein mit Stilvorbildern wie Brigitte Bardot, Jane Birkin, Anna Wintour, Carly Rae Jepsen und Taylor Swift. „Super süß, Michelle O.!“, schrieb denn auch das Magazin. Auch Barack Obamas Frisur war bei den US-Reportern mal ein Thema: Sie zählten, wie lange es dauerte, bis er in seiner ersten Amtszeit als Präsident grau wurde. Es waren 44 Tage.
Am Abend des Vereidigungstages wurde dann auch endlich die wichtige Frage geklärt: Welches Ballkleid trägt Michelle? Vor vier Jahren war sie in Weiß erschienen, eine Schulter frei, in einer Schöpfung des jungen Designers Jason Wu. Diesmal werde ihre Robe etwas reifer ausfallen, hatten Mode-Experten vorausgesagt. Glamourös, aber nicht zu sehr – schließlich habe es das Land mit vielen wirtschaftlichen Herausforderungen zu tun. Das Staatsdefizit sei gigantisch, da könne die First Lady es mit ihrem Outfit nicht übertreiben.
„Sie inspiriert mich“
Dann schritt sie schließlich auf die Tanzbühne, eingeführt von ihrem Mann. Und sie trug ein leuchtendes Rot, eine Kreation aus Samt und Chiffon, mit überkreuzten Trägern vorne. Es war eine schlichte Robe, mehr Farbe als Dekor, wieder von Designer Jason Wu. Von den US-Kommentatoren wurde Michelles Wahl zumeist in den höchsten Tönen gelobt.
Obama selbst ließ keinen Zweifel daran, dass Michelle seine Herzensdame ist. Er hatte auf dem „Commander-in Chief's Ball“, einem der diesmal nur zwei offiziellen Bälle, zunächst mit ernsten Worten in Übersee eingesetzten US-Truppen Tribut gezollt, bevor er dann eine Art Liebeserklärung an Michelle abgab. „Meine bessere Hälfte, meine Tanzpartnerin. Sie inspiriert mich. Ich bin so glücklich, sie zu haben“, sagte der Präsident.
Wie auch immer: Kopfschmerzen nach einer durchtanzten Nacht kann sich Obama nicht leisten; jetzt beginnt der Arbeitsalltag eines Präsidenten in der zweiten Amtszeit.