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PARIS
Ein Meister der Pariser Eleganz
Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 19.03.2018 03:03 Uhr

Man dachte von Audrey Hepburn immer, ihre grazile Eleganz sei so natürlich, dass sie nichts und niemanden brauchte, um diese noch zu unterstreichen. Sie selbst sah das anders. „Hubert de Givenchy war es, der mir einen Look, ein Genre, eine Silhouette gegeben hat“, sagte die 1993 verstorbene US-Schauspielerin, die als de Givenchys Muse galt. „Von ihm bekleidet habe ich vor nichts Angst.“ Auch der Couturier selbst, Gründer des nach ihm benannten Mode- und Kosmetikkonzerns, verkörperte mit seinem feinsinnig-zurückhaltenden Auftreten die Pariser Eleganz schlechthin.

Bereits am Samstag ist er im Alter von 91 Jahren gestorben, wie sein Lebensgefährte Philippe Venet am Montag bekanntgab. Die Marke Givenchy gehörte seit 1988 dem mächtigen Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), wo er bis 1995 künstlerischer Direktor blieb.

Grelle Farben und riesige Hüte

De Givenchy entstammte einer wohlhabenden Adelsfamilie, mit nur zwei Jahren verlor er seinen Vater. Sein Großvater, Mitarbeiter in zwei Manufakturen, sammelte Stoffe und Kleider aus der ganzen Welt, die de Givenchy ebenso faszinierten wie die Weltausstellung 1937 in Paris und schließlich die Arbeiten des spanischen Couturiers Cristobal Balenciaga. Nach einem anfänglichen Studium der Rechtswissenschaften wechselte er trotz Bedenken seiner Familie an die Schule für Schöne Künste in Paris.

Begabt, kultiviert und aus gutem Hause, passte er sich schnell in das Milieu der Kunst und der Mode ein. Erfahrungen sammelte de Givenchy bei verschiedenen Häusern, darunter Pierre Balmain, Christian Dior und schließlich bei der Avantgarde-Designerin Elsa Schiaparelli.

Mit nur 25 Jahren gründete er seine eigene Marke für Haute Couture. Neu war de Givenchys Idee, Kleidungsstücke zu schaffen, die in der Kombination oder getrennt voneinander getragen werden können – in der Zeit der Korsette galt er damit als fast revolutionär modern. Ein Kleid solle „die Frau verschönern, die es trägt, nicht sie verkleiden“, sagte er selbst, der auf klare Linien, grelle Farben und riesige Hüte setzte.

Diese trug auch Audrey Hepburn, die zu einer engen Freundin wurde. De Givenchy zog sie zunächst für ihre Rolle in Billy Wilders „Sabrina“ an – der Film bekam einen Oscar für das beste Kostümdesign. Die Givenchy-Robe, das Hepburn im Film „Frühstück bei Tiffany“ trug, wurde 2006 für die Rekordsumme von 692 000 Euro bei Christie's in London versteigert und damit zum teuersten Kleid der Filmgeschichte. Auch andere Berühmtheiten wie Jackie Kennedy, Liz Taylor oder die Herzogin von Windsor zeigten sich gerne in Givenchy-Entwürfen.

So wurde er in den 50er und 60er Jahren zu einem Star, der die Stars bekleidete, ob mit einem klassischen kleinen Schwarzen oder mit opulenten Entwürfen in kräftigen Farben. Bald schuf er auch eine Pret-a-Porter-Kollektionen und 1957 sein erstes Parfum: „L?Interdit“, „das Verbotene“, welches er Audrey Hepburn widmete.

Extravagant und pariserisch

Hinsichtlich seines Privatlebens blieb Hubert de Givenchy, der sich 1995 nach einer letzten Modenschau in den Ruhestand zurückzog, stets diskret. Seine raren öffentlichen Wortmeldungen waren oftmals kritisch in Bezug auf die Entwicklung der Branche. „Es gibt immer mehr Kleider, aber keine Richtung, Taschen mit Ketten, fast untragbare Schuhe. Wenn das Luxus sein soll, dann nur für kurze Zeit.“

Seine Energie widmete er seither lieber der Sammlung von Kunstwerken und Objekten. Berühmte Kreativdirektoren wie John Galliano, Alexander McQueen und Riccardo Tisci sollten aber den Ruhm seines Hauses weiter bestehen lassen und Givenchys Linie treu bleiben: elegant, manchmal extravagant, pariserisch.

 
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