Er gilt als klug und listig, als ein Mann des Ausgleichs und geschliffener Umgangsformen. Einen „diplomatischen Scheich“ nennen den gelernten Theologen schmunzelnd Freunde und Kritiker. In dem wirren Machtgefüge des Iran hat Hassan Rowhani stets seinen Platz im politischen Establishments behauptet. Er ist kein Liberaler oder engagierter Reformer, seine Freundschaft mit dem Obersten Revolutionsführers Ali Khamenei reicht vier Jahrzehnte zurück.
Von Anfang an war der neue Präsident ein überzeugter, aber auch geschmeidiger Anhänger der Islamischen Republik. Und er weiß, dass sein Land stärker als bisher die Interessen seiner Nachbarn und Gegner berücksichtigen muss, will es nicht noch tiefer in die internationale Isolation geraten.
Daheim im Wahlkampf waren es nur wenige mutige Sätze, die ihm die Herzen der zermürbten Iraner zufliegen ließen. Es gebe eine „erdrückende Sicherheitsatmosphäre“ im Land, kritisierte der 64-Jährige und versprach seinen Wählern eine neue „Charta der Freiheitsrechte“. Er werde alle Schlösser öffnen, die das Leben der Menschen in den letzten acht Jahren angekettet hätten.
Geboren wurde Rowhani 1948 in dem Wüstenstädtchen Sorkheh östlich von Teheran. Er entstammt einer Familie von Basarhändlern und Geistlichen. Schon als 13-Jähriger ging er ins Theologenseminar nach Qom und machte sich als Heranwachsender einen Namen als politischer Gegner von Schah Reza Pahlevi. „Wir Studenten waren bereit zu sterben, ins Gefängnis zu gehen oder gefoltert zu werden“, schrieb der Vater von vier Kindern später.
Nach Wehrdienst und Juraexamen in Teheran 1972 promovierte er in Glasgow an der polytechnischen Hochschule. Mit der Islamischen Revolution von Ajatollah Khomeini, den er in dessen Exil in Paris kennengelernt hatte, kehrte Rowhani in seine Heimat zurück. Von 1980 bis 2000 gehörte er dem iranischen Parlament an, unter anderen als stellvertretender Sprecher. Von 1989 bis 2005 war Rowhani Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates. 2003 ernannte ihn Präsident Mohammed Khatami zum Chefunterhändler mit der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien (IAEO). Unter Rowhanis Regie erklärte sich Iran damals bereits, die geheime Urananreicherung zu stoppen.
Von Mahmud Ahmadinedschads aggressiven Atomkurs distanzierte sich Rowhani bereits wenige Wochen nach dessen Amtsantritt 2005 und trat von der internationalen Bühne ab. Ahmadinedschads Politik habe internationale Sanktionen über das Land gebracht und „diese Leute sind auch noch stolz darauf“. Er wolle eine andere Politik – eine Politik der Aussöhnung, der Vertrauensbildung und des Frieden, verkündete er. Vor allem mit den Vereinigten Staaten wird es Zeit, „die Dinge zu bereinigen“, twitterte er kürzlich.