
Die Zeit vor dem Abflug reichte noch für eine schnelle Runde Golf. Doch Donald Trump hatte trotzdem schlechte Laune, als er am Sonntag aus dem Urlaub ins Weiße Haus zurückkehrte. Nicht weniger als sieben wilde Tweets gegen Russland-Sonderermittler Robert Mueller feuerte er ab.
Sein Ausbruch gipfelte in einem Vergleich des von der eigenen Regierung eingesetzten Beamten mit dem legendären Kommunistenjäger Joseph McCarthy in den 1950er Jahren: „Mueller und seine Bande lassen McCarthy wie ein Baby aussehen“, wetterte Trump.
Ganz offensichtlich hatte Trump die Lektüre der New York Times in Rage gebracht. Die Zeitung berichtete, dass Donald McGahn, der Anwalt des Weißen Hauses, umfassend mit Mueller zusammenarbeitet. Bei mindestens drei Vernehmungen soll er alle Fragen des Ermittlers zu einer möglichen Justizbehinderung durch den Präsidenten beantwortet haben.
US-Historiker fühlen sich weniger an McCarthy als an John Dean erinnert. Der damalige Rechtsberater des Weißen Hauses fürchtete, von Präsident Richard Nixon zum Sündenbock für den Watergate-Skandal gemacht zu werden und wurde 1973 zum Hauptbelastungszeugen der Anklage.
„Manipulierte Hexenjagd“
Dass Trump immer nervöser über die „manipulierte Hexenjagd“ des Sonderermittlers klagt, ist kein Wunder: Inzwischen droht ihm Ungemach durch drei enge Mitarbeiter: Ein Geschworenengericht in Alexandria wird in den nächsten Tagen über das Schicksal von Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort befinden, der wegen Bank- und Steuerbetrugs angeklagt ist.
In New York steht Trumps ehemaliger „Mann fürs Grobe“ und persönlicher Anwalt Michael Cohen wegen mehrerer Delikte vor Gericht. Ein Urteil wird vor Monatsende erwartet. Und McGahn hat mehr als 30 Stunden mit dem Team von Mueller gesprochen. Das Weiße Haus hat keine Kenntnis über den Inhalt seiner Aussage.
Zwar geht es in den beiden Gerichtsverfahren nicht um den Vorwurf der Zusammenarbeit der Trump-Kampagne mit russischen Regierungskreisen. Doch sie vermitteln einen Einblick in das Milieu, in dem sich Trump bewegte. Vor allem könnten die Angeklagten in der Hoffnung auf Strafmilderung vertrauliche Informationen über ihren Ex-Chef preisgeben.
Schweigegeld gezahlt
Manafort wird vorgeworfen, zweistellige Millioneneinnahmen aus der Beratertätigkeit für russlandfreundliche Oligarchen in der Ukraine am Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Cohen soll sich mit falschen Angaben Bankkredite über 20 Millionen Dollar für sein nebenbei betriebenes Taxi-Unternehmen erschlichen haben. Außerdem zahlte er das Schweigegeld an diverse Ex-Affären von Trump und könnte damit gegen Kampagnenfinanzierungsgesetze verstoßen haben.
Auf die unbedingte Gefolgschaft seiner Mitarbeiter kann sich Trump nicht mehr verlassen. Cohen erklärte: „Meine erste Loyalität gilt meiner Frau, meiner Tochter, meinem Sohn und diesem Land.“ Und McGahn sieht sich nicht als persönlicher Anwalt von Trump, sondern des Präsidentenamtes. Hinter verschlossenen Türen soll er sich genervt über Trump geäußert haben. Wegen dessen unberechenbaren Temperamentsausbrüchen nannte er ihn „King Kong“.