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BANGUI
Ein geplagtes Land
Ein geplagtes Land
Von dpa-Korrespondentin Carola Frentzen
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:41 Uhr

Im Grunde könnte es der Zentralafrikanischen Republik gut gehen. Unter der Erde des Staates im Herzen des Kontinents liegen reiche Vorkommen an Diamanten, Gold und Uran, und in dem Tropenklima blühen Exportprodukte wie Hirse, Maniok, Kaffee und Tabak. Aber seit das Land 1960 seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, jagt eine Krise die nächste. Militärrevolten, Putschversuche und Staatsstreiche. Am Wochenende war es wieder so weit: Ein Präsident wurde vertrieben, und ein Rebellenführer kürte sich selbst zu dessen Nachfolger.

François Bozizé soll in eines der Nachbarländer geflohen sein. Am Montag hieß es in afrikanischen Medien, der Staatschef sei mit einem Hubschrauber und einigen Angehörigen in Kamerun gelandet. Andere Familienmitglieder und Vertraute suchten offenbar im Kongo Zuflucht. Seit 2005 war der 66-Jährige in Bangui regulär an der Macht. Damals gewann Bozizé fast 65 Prozent der Stimmen.

Dennoch muss ihm jetzt der Einmarsch des Rebellenbündnisses Seleka („Allianz“) in die Hauptstadt wie ein Déja-vu vorgekommen sein: Genau zehn Jahre ist es her, da hatte Bozizé selbst eine Auslandsreise des damaligen Staatsoberhauptes Ange-Félix Patassé genutzt, um in Bangui die Macht an sich zu reißen und kurze Zeit später die Verfassung außer Kraft zu setzen.

Die Geschichte wiederholt sich in dem gebeutelten Land, wieder und wieder. Der neue starke Mann in Zentralafrika heißt nun Michel Djotodia. Der 63-Jährige ernannte sich selbst zum neuen Übergangspräsidenten und kündigte an, in spätestens drei Jahren freie und demokratische Wahlen ausrichten zu wollen.

Die Kontrollübernahme der Rebellen sei „ein Sieg für das ganze zentralafrikanische Volk“, sagte er am Montag in einem Interview mit dem französischen Sender RFI. Es habe nun absoluten Vorrang, den Frieden wiederherzustellen. „Ohne Frieden kann nichts geschafft werden“, sagte er und fügte hinzu, er wolle auch versuchen, die Wirtschaft in seiner Heimat wiederzubeleben.

Jeder Umsturz ist auch eine Gelegenheit, um Geschäfte und Häuser zu plündern und ungestraft die Besitztümer anderer zu stehlen. „Bangui ist unter unserer Kontrolle und es ist ruhig“, sagte ein Rebellensprecher dem arabischen Sender Al-Dschasira. „Aber was die Sicherheit betrifft, müssen wir noch einiges unternehmen. Diese Plünderungen müssen aufhören.“ Die Lebenserwartung in der Zentralafrikanischen Republik liegt bei nur knapp über 40 Jahren, 60 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten und die HIV-Rate ist extrem hoch. Infrastruktur gibt es so gut wie keine, die Wasser- und Stromversorgung ist äußerst prekär.

 
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