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MADRID
Droht Gran Canaria eine Ölpest?
Unglücksschiff: Der russische Fischtrawler „Oleg Naydenov“ hatte ordentlich Schlagseite.
Foto: Spanish Air Force, dpa | Unglücksschiff: Der russische Fischtrawler „Oleg Naydenov“ hatte ordentlich Schlagseite.
reda
 |  aktualisiert: 11.01.2016 11:44 Uhr

Nach dem Schiffbruch eines großen russischen Fischtrawlers in der Nähe der Kanarischen Inseln fürchten Umweltschützer eine Ölpest, welche demnächst die Strände erreichen könnte. In der Nacht zum Mittwoch ist das 120 Meter lange Hochsee-Fangschiff 24 Kilometer südlich der spanischen Kanareninsel Gran Canaria gesunken. In den Tanks des Trawlers mit dem Namen „Oleg Naydenov“, dessen Wrack nun in 2400 Meter Tiefe liegt, sollen sich 1400 Tonnen Treibstoff befinden.

Der verhängnisvolle Untergang ist der Schlusspunkt einer tagelangen Unglücksodyssee, die bereits am Wochenende begann. Am Samstag war das Schleppnetz- und Verarbeitungsschiff im Hafen von Las Palmas, der Hauptstadt Gran Canarias, in Brand geraten. Nachdem die Feuerwehr die Flammen nicht löschen konnte, entschieden die Behörden, den brennenden Fischerei-Frachter aufs offene Meer zu schleppen.

Ausgerechnet vor Maspalomas

Dort gelang es zwar nach drei Tagen, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Aber die „Oleg Naydenov“ hatte inzwischen so viel Schlagseite, dass sie am Dienstagabend gegen 22.45 Uhr sank. Die Besatzung, insgesamt 72 Männer, ging im Hafen von Las Palmas von Bord.

Gran Canaria gehört zusammen mit der Nachbarinsel Teneriffa zu den beliebtesten Urlaubszielen innerhalb der Kanarischen Inselgruppe. Jedes Jahr machen mehr als drei Millionen Ausländer auf Gran Canaria Ferien – deutschsprachige Touristen bilden die größte Gästegruppe. Ausgerechnet die Urlaubshochburg der Insel, der Ort Maspalomas, könnte von einer Ölpest betroffen werden, sollten sich Befürchtungen von Umweltgruppen bestätigen. Maspalomas, das für seinen kilometerlangen Sandstrand bekannt ist, befindet sich im Süden der Insel – und damit in direkter Linie 24 Kilometer nördlich vom Unglücksort.

Die spanischen Behörden bemühten sich, die Bevölkerung zu beruhigen. In den ersten Stunden nach dem Untergang sei kein Austritt von Dieseltreibstoff zu sehen gewesen, hieß es. Trotzdem habe man für alle Fälle ein Spezialschiff zur Ölbekämpfung zum Unfallort geschickt. Eine Sprecherin der spanischen Regierung sagte, es gebe „kein Risiko für die kanarischen Küsten“, die Strömungen würden eventuelle Treibstoffteppiche von den Inseln weg in den Atlantik treiben. Wenigstens bei der derzeitigen Windrichtung.

Die kanarische Umweltbewegung Ben Magec meinte derweil, dass das Wrack einer „Zeitbombe“ gleichkomme. Es sei vermutlich nur eine Frage von Tagen, bis die Tanks in der großen Meerestiefe durch den hohen Druck bersten würden. Die Öko-Organisation Ecologistas en Acción kritisierte die Entscheidung, den brennenden Fischtrawler ins Meer zu schleppen. „Jegliche Kontrolle eines möglichen Unfalls ist im offenen Meer schwieriger.“ Die Umstände dieses Unglücksfalls wecken Erinnerungen an den Untergang des griechischen Tankers „Prestige“. Der war 2002 nach einer Havarie im Atlantik von den spanischen Seefahrtsbehörden ebenfalls ins offene Meer geschleppt worden und dort, 250 Kilometer von Spaniens Ostküste entfernt, auseinandergebrochen. Der Schiffbruch verursachte die größte Ölpest der spanischen Geschichte. Damals hatte Spaniens Regierung die Gefahr von Umweltschäden zunächst kleingeredet.

 
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