Der NSA-Skandal und die Enthüllungen von Edward Snowden haben die Internetnutzer aufgerüttelt. Wie sicher sind unsere Daten im Netz? Jan Oetjen (Foto: 1&1), Geschäftsführer von GMX und Web.de in Karlsruhe, erklärt den Stand der Technik.
Jan Oetjen: Das hängt davon ab, für welchen Anbieter man sich entscheidet und wie viel Mühe man sich bei der Wahl seines Passwortes gibt. Für die Sicherheit ist entscheidend, dass alle Übertragungswege verschlüsselt sind und die Daten beim Absender wie beim Empfänger nur in Deutschland gespeichert werden. Um das für den Nutzer erkennbar zu machen, haben GMX und Web.de gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Initiative „E-Mail made in Germany“ gestartet. Die Mail-Postfächer in diesem Verbund sind keine digitale Postkartensammlung mehr, die von jedem Nachrichtendienst mitgelesen werden kann. Im „E-Mail made in Germany“-Verbund gibt es keine Massenausleitung von Daten an Geheimdienste. Und wem es gelingt, Internetverkehr anzuzapfen, kann mit den Daten nichts anfangen, weil sie mit einem 78-stelligen Zahlenschloss verschlüsselt sind.
Oetjen: Als größter deutscher E-Mail-Anbieter investieren wir jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag. So gehören unsere Hochleistungs-Rechenzentren zu den modernsten und sichersten in Europa. Zudem beschäftigen wir über 100 Experten, die sich in spezialisierten Fachabteilungen um Aspekte des Internet-Missbrauchs kümmern.
Oetjen: Zwischen Hackern und Anbietern herrscht ein ständiges technisches Wettrüsten. Dass jemand versucht einzubrechen, passiert regelmäßig. Uns ist aber kein Fall bekannt, bei dem dies gelungen wäre.
Oetjen: In Deutschland unterliegen E-Mails dem Fernmeldegeheimnis. GMX und Web.de sind wie alle Anbieter verpflichtet, auf deutschen richterlichen Beschluss, also im juristisch begründeten Einzelfall, Kundendaten an deutsche Ermittlungsbehörden zu übermitteln. Anfragen aus dem Ausland verweisen wir an die deutschen Behörden.
Oetjen: Der Nutzer muss drei Dinge beachten: Der Speicherort und Sitz des Anbieters, bei dem er die Daten speichert, muss in Deutschland oder einem Land mit ähnlich strengem Datenschutz liegen. Sonst helfen alle Sicherheitsmaßnahmen nichts. Zum anderen sollte man sicherstellen, dass die Daten verschlüsselt hochgeladen oder abgerufen werden. Viele Anbieter tun dies automatisch. Und drittens muss der Nutzer ein sicheres Passwort verwenden, dass er auch nur für diesen Dienst benutzt. Ein Viertel der Nutzer verwendet beispielsweise immer noch eines der beliebtesten 140 Passwörter wie „123456“ und „abc123“, die auf jeder Hackerliste stehen. Aus diesem Grund betreiben wir in Kunden-Newslettern und mit Aktionen wie dem jährlichen „Tag der Passwort-Sicherheit“ aktive Aufklärungsarbeit. Damit wollen wir die Anwender in die Lage versetzen, sich selbst vor Gefahren im Internet zu schützen.
Oetjen: Ein großer Trend ergibt sich aus der rasanten Entwicklung der Endgeräte weg von klassischen PCs hin zu Smartphones und Tablets, die das Internet aktuell stark verändern. Wir sehen z. B. bei Nutzern, die unsere Apps installiert haben, einen deutlichen Anstieg in der Nutzungsintensität und die Verbindung zu weiteren Anwendungen. So hat sich das E-Mailpostfach bereits zum Cloud-Speicher entwickelt, in den man sich selbst Bilder oder Dokumente schickt, um sie zu sichern.
Ein zweiter großer Trend ist die Digitalisierung des Briefverkehrs. So hat die E-Mail in den vergangenen Jahren schon 15 bis 20 Prozent der jährlich verschickten Briefsendungen übernommen. Die E-Mail als Briefersatz – dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Denn mit der rechtssicheren „De-Mail“ haben wir hierfür in Deutschland eine sehr gute Ausgangslage geschaffen.