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KIEW
Die vielen Baustellen der ukrainischen Regierung
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 27.02.2014 20:05 Uhr

Als „politischen Selbstmord“ bezeichnete Arseni Jazenjuk noch vor kurzem jede Beteiligung an der Übergangsregierung in der krisengeschüttelten Ukraine. Nun führt der 39-Jährige nach der Zustimmung des Parlaments in Kiew als Ministerpräsident das Kabinett an. Seinen Ruf als blasser Technokrat hat er während des blutigen Machtkampfs gegen Präsident Viktor Janukowitsch in den vergangenen Monaten mit mitreißenden Reden endgültig abgelegt.

Jazenjuk wurde am 22. Mai 1974 in Tschernowzy (Czernowitz), etwa 500 Kilometer südwestlich von Kiew, geboren. Als Außenminister vertrat der perfekt Englisch sprechende Vater von zwei Töchtern sein Land schon international. Bei der Präsidentenwahl 2010 landete der Professorensohn jedoch abgeschlagen auf dem vierten Platz. Seit 2012 führt Jazenjuk als Fraktionschef die Vaterlandspartei von Julia Timoschenko im Parlament. Er galt aber bis zu Timoschenkos Haftentlassung nur als „Platzhalter“ der charismatischen Politikerin. Nach der Rückkehr der 53-Jährigen schloss Jazenjuk nun eine eigene Kandidatur bei der Präsidentenwahl im Mai aus. Die neue Aufgabe als Hoffnungsträger der Ex-Sowjetrepublik gibt ihm nach Ansicht von Experten jedoch die Möglichkeit, aus Timoschenkos Schatten zu treten.

Für die Rettung des angeschlagenen Landes bringt er viel Erfahrung mit: Jazenjuk ist Doktor der Wirtschaftswissenschaften sowie Ex-Notenbankchef und ehemaliger Wirtschaftsminister. Die neue Übergangsregierung in Kiew steht indes vor einem Berg von Problemen. Der von Korruption und Vetternwirtschaft geprägte Staat steht vor dem Bankrott. Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert soziale Einschnitte wie höhere Gaspreise und will nur dann überlebenswichtige Kredite gewähren. Einschneidende Reformen der oft noch sowjetisch geprägten Wirtschaft sind unumgänglich. Seit Beginn der Proteste Ende November 2013 hat die Landeswährung Griwna rund ein Drittel an Wert verloren. Allein am Donnerstag sackte sie in kürzester Zeit um fast zehn Prozent zum US-Dollar ab. Die Arbeitslosenrate unter den 45 Millionen Ukrainern ist gewaltig.

Die neue Führung hat sich klar zu einem Westkurs der Ex-Sowjetrepublik bekannt. Heikel aber ist besonders das Verhältnis zum Nachbarn Russland, zugleich dem wichtigsten Markt für ukrainische Produkte. Besonders die gespannte Lage auf der prorussisch geprägten Halbinsel Krim (siehe Text oben) gibt Anlass zur Sorge, das Land könne zerbrechen.

 
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