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ROM
Die Rückkehr von Tebartz- van Elst
Die Rückkehr von Tebartz- van Elst       -  Franz-Peter Tebartz-van Elst
Foto: dpa | Franz-Peter Tebartz-van Elst
Julius Müller-Meiningen
 |  aktualisiert: 02.06.2016 03:24 Uhr

Mehrere Vorträge in Deutschland und Österreich hat Franz-Peter Tebartz-van Elst zuletzt abgesagt, aus Mangel an „konstruktiver Atmosphäre“, wie die offizielle Begründung lautete. Der Ex-Bischof von Limburg scheute den Medienrummel und einen Spießrutenlauf vor einer immer noch gegen ihn aufgebrachten Öffentlichkeit. Für seinen ersten öffentlichen Auftritt seit seinem Rücktritt – abgesehen von einigen Predigten – nahm der 56-Jährige nun eine Einladung der Görresgesellschaft an.

Die Wahl des römischen Instituts dieser Einrichtung, die auf Kirchengeschichte spezialisiert ist, scheint nicht ganz unpassend für die Rückkehr am Samstagabend. Denn auch die Affäre um die über 31 Millionen Euro hohen Baukosten des neuen Limburger Diözesanzentrums, den Führungsstil des Bischofs und schließlich sein Rücktritt im März 2014 sind zweifellos in die jüngste, deutsche Kirchengeschichte eingegangen. Am Sitz der römischen Görresgesellschaft beim deutschen Friedhof im Vatikan muss der Bischof keinen Unmut fürchten.

Eine frühchristliche Madonnenikone im Rücken, ein antiker Sarkophag zu seiner Linken, links und rechts Vitrinen mit Fundstücken christlicher Archäologie und 60 ihm weitgehend wohlgesonnene Zuhörer im Saal „Benedikt XVI.“ bilden den Rahmen für seine Rückkehr in die Öffentlichkeit. Nur eine Handvoll Journalisten ist da, keine TV-Kameras. Der einzige Pressefotograf wird nach wenigen Minuten gebeten, seinen als störend empfundenen Dienst zu beenden und kommt der Bitte wie selbstverständlich nach.

Halb Predigt, halb Vorlesung

„Guten Abend“, sagt Tebartz-van Elst und nickt freundlich ins Publikum, als er, im schwarzen Anzug mit Priesterkragen den Saal betritt. Er trägt eine schwarze Aktentasche und grauen Bart, sieht dünn aus. Sein Vortrag zum Thema „Wider das Verstummen: Warum die Kirche Katechese braucht“ klingt halb nach Predigt, halb nach wissenschaftlichem Vortrag. Die Vermittlung des Glaubens ist das Spezialgebiet des zum Professor habilitierten Pastoraltheologen, den Papst Franziskus Anfang 2015 an die Kurie geholt hat.

Als Delegat am Rat für Neuevangelisierung ist Tebartz-van Elst für Katechese zuständig. Bei seinen Gesprächen mit den Vertretern der Weltkirche hat Tebartz-van Elst eine „heilsame Relativierung deutscher Dominanz und eurozentrischer Orientierung“ erlebt, wie er sagt. Rom, wo der Bischof in einer Wohnung des Priesterkollegs Santa Maria dell?Anima wohnt, ist offenbar auch in dieser Hinsicht eine Erleichterung.

Mit hochgezogenen Augenbrauen, das Bischofskreuz in die Brusttasche gesteckt, spricht er über das verlorene Selbstbewusstsein des Katholizismus. Und man fragt sich, ob auch seine eigene Geschichte anklingt, wenn er die Kirche als notwendige „Kontrasterfahrung“ beschreibt, die sich von der Gegenwart nicht abwenden, aber „der Rationalität des Alltags Größeres entgegensetzen“ soll. Der von Kritikern als „Protzbischof“ geschmähte Tebartz-van Elst ist Vertreter einer Kirche, die sich für ihre Pracht nicht schämen will.

Auch diese Haltung ist ihm zum Verhängnis geworden, ausgerechnet, als im Vatikan ein Argentinier mit viel Gespür für populäre Gesten das Zepter übernahm. Obwohl Tebartz-van Elst Franziskus mehrfach zitiert, wäre ihm ganz offensichtlich eine standhaftere Kirche lieber, der „unter Umständen wenige folgen, um vielen zu zeigen wie es geht“. In der säkularisierten Welt dürfe die Kirche sich nicht als „Kumpel“ präsentieren, die den Glauben in leicht „verdaulichen Häppchen“ anbietet, so seine These, die in den Ohren mancher seiner Kritiker als Provokation klingen mag. Foto: kna

 
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