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Die Opposition in Weißrussland ist gespalten
Starker Mann in Weißrussland: Der autoritäre Präsident Alexander Lukaschenko baut nach den Parlamentswahlen seine Macht aus.
Foto: dpa | Starker Mann in Weißrussland: Der autoritäre Präsident Alexander Lukaschenko baut nach den Parlamentswahlen seine Macht aus.
Von den dpa-Korrespondenten G. Kesner und B. von Imhoff
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:01 Uhr

Wo der Feind steht, ist für Weißrusslands Opposition schon seit langem klar: Der autoritäre Präsident Alexander Lukaschenko soll endlich weg von der Spitze der Ex-Sowjetrepublik. Doch auf das Wie können sich die Gegner von „Europas letztem Diktator“, der die Macht seit 18 Jahren fest in den Händen hält, nicht einigen.

Die einen kämpfen mit Boykott der Parlamentswahl, die anderen wollen über das Internet Gegner mobilisieren. Wieder andere flüchten ins Exil. Aber getrennt zu marschieren bedeute eben auch, gemeinsam zu verlieren, kritisieren Blogger.

Konkurrierende Gruppen

Oft hat es den Anschein, als sei es innerhalb der Opposition in Weißrussland wichtiger, sich gegen konkurrierende Gruppen zu behaupten als gegen die Staatsmacht. Doch jetzt soll alles anders werden. Traten bei der Präsidentenwahl 2010 noch neun Gegenkandidaten gegen Lukaschenko an, plädieren nun erste Oppositionelle mit Blick auf die Abstimmung 2015 für einen gemeinsamen Herausforderer.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

„Es reicht mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen und Beleidigungen“, sagt der Aktivist Alexander Feduta von der Bewegung Sag die Wahrheit. „Sonst sind alle unsere Versuche, irgendetwas in diesem Land zu ändern, zum Scheitern verurteilt.“ Für viele Regimegegner steht fest: Der kurzfristige Wahlboykott war für die beiden größten Oppositionsparteien ein Schuss in den Ofen.

Erst sammelten mutige Lukaschenko-Gegner monatelang Unterschriften, um Gegenkandidaten zu registrieren. Dann aber zogen die Parteien drei Tage vor der Abstimmung diese Kandidaten wieder zurück. Viele regierungskritische Weißrussen fühlen sich durch das Hin und Her von der Opposition getäuscht.

Der Riss durch die Opposition spielt vor allem einem in die Hände: Diktator Alexander Lukaschenko kann sich seiner Macht sicher sein. Die „Fünfte Kolonne“ fahre doch nach Deutschland zum Betteln, höhnt der Präsident über seine Gegner. In den weißrussischen Staatsmedien, die für viele Menschen die einzige Informationsquelle sind, ist Lukaschenko allgegenwärtig. Die Opposition kommt nicht vor – oder wird verspottet. So verschwiegen Fernsehsender und Zeitungen vor der Abstimmung den Boykottaufruf, um dann nach der Wahl genüsslich über den Schlingerkurs zu berichten.

Sanktionen und Reiseverbote

Der Westen kann die Opposition kaum unterstützen. Dass einzelne Wahlbeobachter wie die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck (Grüne) oder Journalisten wie die ZDF-Korrespondentin Anne Gellinek nicht zur Abstimmung reisen durften, werten Beobachter als Machtdemonstration. So bleibt der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) oder der Bundesregierung nur, die Wahl einmal mehr als unfair zu kritisieren. Doch mehr als Sanktionen sowie Reiseverbote für den 58-jährigen Schnauzbartträger und seine Entourage können sie nicht durchsetzen.

Lukaschenko aber kann nach der schweren Wirtschaftskrise, die die Proteststimmung im Land im vergangenen Jahr noch stark schürte, durchaus auf bescheidene wirtschaftliche Erfolge des Landes verweisen. So überstiegen erstmals seit Jahren die weißrussischen Exporte die Importe. Einen Teil der Milliardenkredite aus Moskau und Peking, etwa für das erste Atomkraftwerk, investiert der Staatschef bereits in seine politische Zukunft: Staatsbeamten, besonders bei Polizei und Armee, erhöhte er unlängst das Gehalt.

Russlands schützende Hand

Und auch außenpolitisch ist „Batka“ (Väterchen), wie ihn seine Untertanen nennen sollen, nicht isoliert. Der Nachbar und „große Bruder“ Russland hält weiter seine schützende Hand über Präsident Lukaschenko, etwa in Form von extrem günstigen Energielieferungen. Die Wahl in Weißrussland sei demokratisch und frei verlaufen, urteilten Beobachter der von Moskau dominierten Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

 
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