
Königin Maxima der Niederlande kann normalerweise bei ihren Auftritten mit Jubelstürmen rechnen. Und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es zumindest gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn sie nicht immer Begeisterung auslöst.
Doch die Zaungäste und die zahlreichen Reporter, die im Schmuddelwetter vor dem Hotel Interconti am Berliner Tiergarten ausharren, wollen vor allem eine andere sehen: Ivanka Trump, Tochter und engste Beraterin des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die „First Daughter“, die „Erste Tochter“, ist nach Deutschland gekommen, um mit einigen der mächtigsten Frauen der Welt darüber zu sprechen, wie die Rolle der Frau in der Wirtschaft verbessert werden kann.
An dem Frauen-Gipfel im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft nehmen unter anderem auch die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland und Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, teil. Doch alle Augen richten sich auf Ivanka Trump, die lächelnd einschwebt. Ein Staatsbesuch ihres Vaters Donald würde wohl kaum mehr Wirbel verursachen als der Auftritt der 35-jährigen Geschäftsfrau und dreifachen Mutter, die im Weißen Haus in Washington ein eigenes Büro bezogen hat.
Für viele Beobachter spielt sie die Rolle der eigentlichen First Lady, weil Ehefrau Melania sich mit öffentlichen Auftritten zurückhält. Ivanka Trump ist die Tochter des US-Milliardärs und seiner ersten Frau Ivana. Den Besuch in Deutschland hat sie mit Angela Merkel bei deren Antrittsbesuch in Washington vereinbart. In der Diskussionsrunde sitzt zwischen ihr und Merkel nur Christine Lagarde. Im Kreis der mächtigsten Frauen der Welt, zu denen sie zweifellos inzwischen selbst zählt, hält sich die Präsidententochter bestens – ganz buchstäblich. Aufrechter sitzt niemand in der Runde, sie ist aufmerksam, wirkt keine Sekunde abwesend, lächelt, nickt und klatscht an den richtigen Stellen. Zur Bundeskanzlerin hält sie engen Blickkontakt.
Als es um die Benachteiligung von Frauen im Wirtschaftsleben geht, verteidigt sie ihren Vater, der sich im Wahlkampf immer wieder abfällig oder anzüglich über Frauen geäußert hatte. Donald Trump schätze die Rolle von Frauen im Berufsleben, auch sie selbst sei im Geist erzogen worden, dass sie geschäftlich alles erreichen könne. „Er hat nie einen Unterschied zwischen mir und meinen Brüdern gemacht und mich immer gefördert“, sagt sie.
Gleichzeitig sagt sie, dass ihr durchaus bewusst sei, dass sie ohne die Hürden aufgewachsen sei, die sich vielen anderen Frauen stellten. Der Vater revanchiert sich fast zeitgleich aus den USA über sein Lieblingsmedium, den Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei stolz, dass seine Tochter in diesen wichtigen Fragen eine Führungsrolle einnehme, schreibt er.
Ivanka Trump erntet einige Pfiffe, als sie die Positionen ihres Vaters darlegt, sie räumt aber durchaus auch ein, dass es in den USA Defizite bei der Vereinbarkeit von Frauen und Beruf gebe. Vor allem fehle bezahlbare Kinderbetreuung.
Und die „First Daughter“ stimmt zu, als die hochkarätige Frauenrunde sich für die Einrichtung eines Finanzfonds zur Förderung von Frauen in den Entwicklungsländern starkmacht.
Als Moderatorin Miriam Meckel die Frage stellt, ob sich die prominenten Diskussionsteilnehmerinnen denn als Feministinnen bezeichnen würden, kommt die Bundeskanzlerin ins Stocken. Sie wolle sich nicht mit den Federn schmücken, die etwa eine Alice Schwarzer mehr verdient habe.
Als die Frage in die Runde geht, wer sich als Feministin sieht, hält sich Königin Maxima vornehm zurück. Ivanka Trump hebt ohne zu zögern die Hand.