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BERLIN
Die GSG 9 besteht seit 40 Jahren
40 Jahre im Kampf gegen Terror: Beamte der Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei bei einer Übung vor dem früheren Kanzleramt in Bonn.
Foto: dpa | 40 Jahre im Kampf gegen Terror: Beamte der Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei bei einer Übung vor dem früheren Kanzleramt in Bonn.
Von dpa-Korrespondent Sebastian Fischer
 |  aktualisiert: 17.09.2012 19:38 Uhr

Ulrich Wegener stand auf dem Tower im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, als im September 1972 zwei Hubschrauber in Flammen aufgingen. Vor den Augen des Verbindungsoffiziers im Bundesinnenministerium endete die Geiselnahme jüdischer Olympia-Sportler durch eine palästinensische Terrorgruppe in einem Blutbad. Die deutsche Polizei war auf eine derartige Situation nicht vorbereitet.

Drei Wochen später, am 26. September 1972, verkündete der damalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher die Bildung der Grenzschutzgruppe (GSG) 9 im nordrhein-westfälischen Sankt Augustin. Wegener wurde ihr erster Kommandeur. „Nach diesen Ereignissen habe ich mich sofort bereit erklärt, die neu gegründete Einheit GSG 9 zu übernehmen“, so Wegener.

Die Spezialeinheit zur Terrorismusbekämpfung wurde am Anfang von Fachleuten aus Israel und der US-Polizeibehörde FBI trainiert. Bis heute durchlaufen Polizisten nach ihrer herkömmlichen Ausbildung ein Training von rund neun Monaten für eine der drei Einsatzeinheiten: Präzisionsschützen, Fallschirmspringer und Taucher.

Die Gruppe ist behördlich der Bundespolizei – dem ehemaligen Bundesgrenzschutz – unterstellt, die Einsatzentscheidung liegt aber beim Bundesinnenministerium. Seit 40 Jahren tritt sie dann in Aktion, wenn Terroristen oder andere Schwerkriminelle Menschenleben bedrohen. Die Beamten sind zudem auf Geiselnahmen spezialisiert.

Einer der bekanntesten Einsätze war die Erstürmung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Jahr 1977. Ein palästinensisches Kommando hatte das Flugzeug mit fast 90 Menschen in die somalische Hauptstadt Mogadischu entführt. Während der Operation drangen GSG-9-Beamte nachts in die Maschine ein und töteten drei der vier Entführer. Kein Polizist und keine Geisel kamen bei der Befreiungsaktion ums Leben. Die GSG 9 umweht seither ein Mythos.

Genährt wird dieser durch die Verschwiegenheit. Die Zahl der Beamten unterliegt der Geheimhaltung, Frauen sollen nicht darunter sein. Die Beamten agieren meist im Verborgenen – bis heute mehr als 1500 Mal. Die GSG 9 operiert auch im Ausland. Anders als das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr benötigt sie dafür kein Bundestagsmandat.

Im Juni 1993 geriet die Einheit wegen eines verunglückten Einsatzes im mecklenburgischen Bad Kleinen in die Kritik. Bei der Festnahme von RAF-Mitglied Birgit Hogefeld leistete ihr Komplize Wolfgang Grams Widerstand, erschoss einen GSG-9-Beamten und starb in der anschließenden Schießerei selbst. Zuletzt geriet die Einheit im April 2009 wegen des abgebrochenen Einsatzes gegen Piraten vor Somalia ins Scheinwerferlicht. Daraufhin habe, berichtete der „Spiegel“, das Bundesinnenministerium die alleinige Entscheidungsgewalt über Einsätze an sich gezogen.

Rückblickend auf 40 Jahre GSG 9 zieht der pensionierte Wegener eine positive Bilanz: Das Olympia-Drama von 1972 sei zwar das schlimmste Ereignis seiner Laufbahn gewesen – zugleich aber „der Beginn einer Erfolgsstory mit der GSG 9“.

Spektakuläre Einsätze der GSG 9

Geiselnahmen, Bombendrohungen und Terrorismus: Die Grenzschutzgruppe (GSG) 9 der Bundespolizei kommt seit 40 Jahren zum Einsatz. Ein Überblick: April 2009: Vor Somalia wird die Befreiung der Geiseln auf dem deutschen Frachter „Hansa Stavanger“ aus der Hand von Piraten abgebrochen. „Die Lage war so schwierig geworden, dass es nicht zu verantworten war“, sagt der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. September 2007: In einem Haus im nordrhein-westfälischen Medebach werden Islamisten der sogenannten Sauerland-Gruppe bei der Bombenherstellung festgenommen. Juli 1994: Die GSG 9 überwältigt 28 Häftlinge, die in Kassel mit der Geiselnahme eines Justizbeamten ihre Freilassung erpressen wollen. 1993: In Düsseldorf wird eine Boeing der niederländischen KLM aus den Händen eines ägyptischen Entführers befreit. November 1982: In Frankfurt werden die RAF-Terroristinnen Adelheid Schulz und Brigitte Mohnhaupt festgenommen. TEXT: dpa

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