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DUBLIN/CAHIR
Die Grüne Insel boomt wieder
IRELAND-ELECTION-VOTE       -  Den Iren geht es nach dem Beinahe-Bankrott ihres Staates wieder deutlich besser.
Foto: Leon Neal, afp | Den Iren geht es nach dem Beinahe-Bankrott ihres Staates wieder deutlich besser.
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 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:56 Uhr

Die kahlen Rinder schweben an Haken durch die Fabrikhalle. Männer in weißen Schutzanzügen, Kitteln, Gummistiefeln und Helmen durchtrennen mit einer Kreissäge die Rippen, werfen Teile von ihnen in eine große Box. Andere schneiden mit scharfen Messern die Beine ab. Dann fahren die Rümpfe weiter, die Förderbänder an der Decke bringen sie von einer Halle zur nächsten, immer weiter werden die Tiere zerkleinert.

Bis sie als T-Bone-Steaks oder Hackfleisch in der Endverpackung landen und von der irischen Stadt Cahir, zwei Autostunden südlich von Dublin, nach Großbritannien, auf den europäischen Kontinent und in die Welt versandt werden. An Sterne-Restaurants und Supermärkte, an Großhändler und Discounter.

Die ABP Food Group ist einer der größten Fleischproduzenten in Europa, und der ländliche Standort ihrer Haupt-Niederlassung passt zum Image, mit dem die dortige Lebensmittelindustrie so viele Erfolge feiert. Der Inselstaat ist der größte Netto-Rindfleisch-Exporteur der Nordhalbkugel. „Die Botschaft vom irischen Rind hilft ungemein“, sagt Seamus Banim, Kommunikationschef von ABP, deren Umsätze kontinuierlich steigen. Denn die gern erzählte Geschichte der natürlichen Produktion gehört nicht nur zur Marketingstrategie der Unternehmen des 4,6 Millionen Einwohner kleinen Staats.

Mehr als 470 Firmen haben sich bei dem Nachhaltigkeitsprogramm „Origin Green“ registriert - das verspricht, die Umwelt zu schützen und Ressourcen zu schonen.

Landwirtschaft und Nahrungsmittelbranche gelten als Wachstumstreiber in dem krisengebeutelten Land, das lange Jahre auf andere Sektoren gesetzt hat, etwa auf ausländische Pharma- und Technologiekonzerne, auf Banken und die Baubranche. Dann platzte im Jahr 2008 im Zuge der Finanzkrise die Immobilienblase, Irland stand kurz vor dem Bankrott und konnte nur durch Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm überleben. Ministerpräsident Enda Kenny und seine schwarz-rote Koalition haben dem Land ein striktes Sparprogramm auferlegt und so für die wirtschaftliche Gesundung gesorgt. Das Wirtschaftswachstum war Ende 2015 mit sieben Prozent das stärkste in Europa. Die Arbeitslosigkeit schrumpfte von 14 auf 8,8 Prozent. Ausländische Konzerne ziehen wieder auf die Insel und investieren, auch dank des niedrigen Steuersatzes.

Trotz der Erfolgsbilanz schwächeln Kennys konservative Fine-Gael-Partei sowie der Partner Labour in Umfragen – und das ausgerechnet kurz vor den Parlamentswahlen am Freitag. Denn längst nicht alle Iren spüren den Aufschwung, rund ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Verarmung, die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt kritisch. Fast alle Iren haben die Austerität zu spüren bekommen.

Der Linke Gerry Adams und seine republikanische Sinn-Féin-Partei, einst politischer Arm der Terrorgruppe IRA, inszenieren sich derzeit als linke Protestpartei und profitieren von der Unzufriedenheit. Ihre Forderung in Anlehnung an die griechische Syriza: eine Abkehr vom harten Sparkurs. Laut Umfragen könnte Fine Gael zwar mit 28 Prozent stärkste Partei bleiben, würde damit aber auch gemeinsam mit Labour, kleineren Parteien und unabhängigen Abgeordneten keine stabile Regierung mehr bilden können. Es könnte auf eine Große Koalition zwischen Fine Gael, der Mitte-Rechts-Partei und dem Erzrivalen Fianna Fáil hinauslaufen, die das Land regierte, als es in die katastrophale Schuldenkrise abrutschte. Dem Inselstaat steht mit der Regierungsbildung eine Geduldsprobe bevor.

 
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