Wie die Affäre um Bundespräsident Christian Wulff ins Rollen kam: Die „Bild“-Zeitung hat in ihrer Mittwochsausgabe die E-Mail veröffentlicht, auf die Bundespräsident Christian Wulff mit wütenden Anrufen bei Chefredakteur Kai Diekmann, Springer-Chef Mathias Döpfner und angeblich auch bei Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer reagierte.
In der E-Mail, die am 11. Dezember 2011 um 6.49 Uhr an den damaligen Wulff-Sprecher Olaf Glaeseker geschickt wurde, bitten „Bild“-Redakteure um Antworten auf sechs Fragen zu dem umstrittenen Hauskredit von Wulff.
Nach Angaben der Zeitung beantwortete Glaeseker die Fragen einen Tag später – also am 12. Dezember 2011 –, zog die Antworten jedoch kurz vor Redaktionsschluss der „Bild“-Zeitung wieder zurück. Um 18.19 Uhr rief Wulff daraufhin bei Chefredakteur Diekmann an.
Die Deutsche Presseagentur dokumentiert im Folgenden die E-Mail der Zeitung an den Bundespräsidenten:
„Sehr geehrter Herr Glaeseker, im Zusammenhang mit unserer Recherche zum Beschluss des BGH VZB 47/11 vom 17. August 2011 bitten wir Herrn Bundespräsident Wulff freundlich um Beantwortung folgender Fragen:
Am 18. Februar 2010 ließen Sie als Ministerpräsident die Anfrage der Abgeordneten Stefan Wenzel und Ursula Helmhold, ob es 'geschäftliche Beziehungen' zwischen Ihnen und Herrn Egon Geerkens gegeben habe, laut Landtagsdrucksache (Stenographischer Bericht der 63. Sitzung der 16. Wahlperiode) durch Ihre Staatskanzlei wörtlich erklären: 'Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben.'
1. Warum haben Sie dem Landtag verschwiegen, dass eine 'geschäftliche Beziehung' zwischen Ihnen und der mit Egon Geerkens in Gütergemeinschaft lebenden Ehefrau Edith durch einen im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag über 500 000 Euro besteht?
2. Teilen Sie die Auffassung, dass Sie den Landtag in diesem Zusammenhang bewusst getäuscht haben?
3. Wie haben Sie die 500 000 Euro erhalten? Per Überweisung aus Deutschland, der Schweiz, der USA – oder bar? Oder auf welche andere Weise?
4. Warum haben Sie den im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag wenige Wochen nach der parlamentarischen Anfrage gekündigt und durch einen Darlehensvertrag mit der BW-Bank abgelöst, obwohl der Darlehensvertrag noch bis November 2013 lief?
5. Wann und in welcher Form haben Sie das Darlehen zurückgezahlt?
6. Gab es vor dem Jahr 2000 geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen, dem CDU-Kreisverband Osnabrück, dem CDU-Landesverband Niedersachsen bzw. dem Land Niedersachsen und Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an der Herr Geerkens und/oder Frau Geerkens als Gesellschafter beteiligt waren?“