
Die Elbe schwillt weiter an und strömt auf Norddeutschland zu. Im Süden und Osten Deutschlands trieb das Hochwasser schon Zehntausende Menschen aus ihren Häusern.
In Niederbayern kämpften die Menschen oft vergeblich gegen die Donau-Flut: Mehrere Ortschaften wurden überschwemmt, teilweise ragten nur noch die Dächer der Anwesen aus der riesigen Wasserfläche. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, manche wurden mit Hubschraubern gerettet. Einige Menschen wollten bleiben, obwohl das Wasser bereits das Erdgeschoss geflutet hatte, wie Thomas Linddörfer von der Wasserrettung in Deggendorf berichtete. Am Mittwochmittag erreichte die Hochwasserwelle der Donau in Deggendorf ihren Scheitelpunkt. „Die Hochwasserlage an der Donau ist weiterhin sehr ernst“, mahnte indes Landkreis-Sprecher Markus Mühlbauer.
In Passau haben die meisten Bürger wieder Trinkwasser. Auch die Stromversorgung werde nach und nach wiederhergestellt, sagte Stadt-Sprecher Herbert Zillinger. Die Menschen der Drei-Flüsse-Stadt hatten in der Nacht zum Dienstag das schlimmste Hochwasser seit mehr als fünf Jahrhunderten erlebt. In Regensburg zeichnete sich eine Entspannung ab. Der Katastrophenfall bleibt aber vorerst bestehen. Die bayerische Staatsregierung versprach, schnell Geld zur Linderung der gröbsten Schäden zur Verfügung zu stellen. Richtwert sind 1500 Euro – in besonderen Fällen kann es auch mehr sein, wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch sagte. Die Auszahlungen sollen noch in dieser Woche beginnen.
Die Bundesregierung will neben der allgemeinen Soforthilfe von 100 Millionen Euro ein 10-Punkte-Programm für Unternehmen in den Hochwasserregionen auflegen. Damit soll der Wiederaufbau unterstützt werden. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) möchte, dass die staatliche Förderbank KfW an Firmen, Privathaushalte sowie Kommunen Kredite über weitere 100 Millionen Euro vergibt. In Thüringen beruhigte sich die Lage allmählich und vielerorts begann das Aufräumen. An der Elbe wird in den kommenden Tagen ein Rekordhochwasser erwartet. Die niedersächsischen Landkreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg riefen deshalb Katastrophenalarm aus. Dort werden mehr als zwei Millionen Sandsäcke befüllt. Das an Hochwasser gewöhnte Lauenburg in Schleswig-Holstein evakuiert erstmals die von der Elbeflut bedrohte Unterstadt. Betroffen sind bis zu 150 Häuser. Die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt verschärfte sich ebenfalls. In Halle stieg die Saale auf ein Rekordhoch von 8,09 Metern, bis zu 30 000 Menschen müssen womöglich ihre Häuser verlassen. Normalerweise liegt der Pegelstand dort bei knapp zwei Metern. Nach Angaben des Katastrophenstabes wurden Teile der Stadt überflutet. In Bitterfeld-Wolfen brachte die Sprengung eines Deiches am Seelhausener See nicht die erhoffte Entlastung. Mehrere Kommunen riefen wie zuvor die Landeshauptstadt Magdeburg an der Elbe den Katastrophenfall aus.
Mehrere Hundert Menschen wurden in Dresden vor der Elbeflut in Sicherheit gebracht. Der Scheitel des Hochwassers werde Sachsen am Donnerstag erreichen, sagte eine Sprecherin des Landeshochwasserzentrums. In Dresden halfen viele Freiwillige beim Füllen von Sandsäcken. Dort wurde ein maximaler Wasserstand von 8,70 Meter erwartet, die Elbe bleibt nach Angaben der Hydrologen damit unter dem Höchststand von 9,40 Metern im Jahr 2002. Zwei im Wasser treibende Gastanks aus Tschechien wurden gesichert. Ein dritter Tank war zuvor im tschechischen Hrensko gestoppt worden. Die tonnenschweren Behälter enthielten einen Rest Stickstoff. Sie hatten sich im Hafen von Decin gelöst.