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BRÜSSEL
Die Biene Maja muss nicht sterben
KINA - Mehr Schutz für die Bienen vor gefährlichen Giften       -  Eine Honigbiene im Anflug auf eine Kirschblüte
Foto: Patrick Pleul, dpa | Eine Honigbiene im Anflug auf eine Kirschblüte
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 10.05.2018 02:39 Uhr

Der Kampf gegen das Bienensterben kann beginnen. Drei der wichtigsten Insektengifte dürfen in der EU künftig nicht mehr auf den Äckern eingesetzt werden. Darauf haben sich die Vertreter der 28 Mitgliedstaaten am Freitag in Brüssel mit knapper Mehrheit verständigt. Was passiert nun?

Kann das Bienensterben jetzt gestoppt werden?

Davon gehen die Experten aus. Der Beschluss der Mitgliedstaaten bedeutet, dass drei Insektizide aus der Familie der Neonikotinoiden nicht mehr im Freiland ausgebracht werden dürfen – nur noch in Gewächshäusern. Diese drei Wirkstoffe schützen zwar das Saatgut vor beißenden und saugenden Insekten wie Schildläusen oder Kirschfruchtfliegen. Sie werden aber auch von Bienen und Hummeln aufgenommen, schädigen deren zentrales Nervensystem, was zu Krämpfen und zum Tod führt.

Durften diese Insektizide bisher frei genutzt werden?

Nein. Schon seit 2013 war die Nutzung für bestimmte Pflanzen wie Mais, Raps, Sonnenblumen und beim Anbau von Kirschen, Äpfeln oder Gurken verboten. Erlaubt blieben die Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam bei Weizen oder Gerste, wenn die Getreide zwischen Januar und Juni ausgesät wurden. Auch bei Zuckerrüben war der Einsatz bis jetzt erlaubt.

Landwirte sagen, sie seien auf solche Insektizide angewiesen. Was machen die denn jetzt?

Der Bauernverband erklärte am Freitag, es sei jetzt eine „echte Herausforderung, Alternativen zu entwickeln“. Bisher stehen noch zwei weitere Wirkstoffe wie zum Beispiel Acetamiprid zur Verfügung, dessen Nutzung gerade erst bis 2033 verlängert wurde. Seit 2013 haben Bauern die beiden verbleibenden Wirkstoffe ausprobiert. Es heißt, deren Einsatz sei aufwändiger, sie seien teurer und nicht so effektiv. Der Bauernverband sagt ganz deutlich: „Wir brauchen Pflanzenschutzmittel.“

Stimmt das denn?

In der Diskussion wird immer wieder darauf verwiesen, dass der Ernteertrag im biologischen Anbau etwa 25 Prozent geringer ausfällt als bei der konventionellen Bewirtschaftung der Äcker. Dabei nutzen auch Bio-Bauern Schädlingsbekämpfungsmittel. Aber sie haben aufgrund der strengen Vorgaben weniger Auswahl an Präparaten und diese sind noch teurer. Bei einem völligen Verzicht auf solche Mittel zum Schutz der Pflanzen wäre der Verlust durch Schädlinge wohl deutlich höher.

Wie hat Deutschland in Brüssel abgestimmt?

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte sich vorab deutlich positioniert. „Was der Biene schadet, muss weg vom Markt“, sagte sie. Deshalb hat der Vertreter der Bundesregierung am Freitag in Brüssel auch mit der Mehrheit der Mitgliedstaaten für ein Freiland-Verbot der Neonikotinoiden gestimmt.

Was bedeutet diese Entscheidung für mich als Verbraucher?

Das Bienensterben bedrohte tatsächlich weite Teile der Landwirtschaft. Denn ohne die Bestäubung durch die Insekten ist die Lebensmittelproduktion praktisch nicht denkbar. Für den Verbraucher bedeutet das: Ohne Bienen gäbe es keinen Obst- und Gemüseanbau, keinen Raps, keine Sonnenblumen und keine Ackerbohnen – so hat das Bundeslandwirtschaftsministerium das Szenario ausgemalt. Das wurde durch den Beschluss vom Freitag verhindert.

 
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