zurück
LIMBURG
Die Abgründe von „Elysium“
Kinderpornografie-Plattform «Elysium»       -  Ein Screenshot der Login-Seite der Kinderporno-Plattform „Elysium“ wird bei einer Pressekonferenz 2017 von Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auf einem Monitor präsentiert.
Foto: Arne Dedert, dpa | Ein Screenshot der Login-Seite der Kinderporno-Plattform „Elysium“ wird bei einer Pressekonferenz 2017 von Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auf einem Monitor präsentiert.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:19 Uhr

Gegen vier mutmaßliche Betreiber der weltweit agierenden Kinderporno-Plattform „Elysium“ hat der Prozess begonnen. Einer kommt aus dem Main-Tauber-Kreis. Der 47-Jährige hatte eine Schlüsselstellung bei dem illegalen Unternehmen im Darknet mit rund 111 000 Kunden. Er wird verdächtigt, als eine Art „Moderator“ die kinderpornografische Plattform betreut und Chats eröffnet zu haben.

Dabei dürften dem Mann aus einem Stadtteil von Boxberg seine Fremdsprachenkenntnisse von Nutzen gewesen sein, wie das Bundeskriminalamt bei seiner Festnahme 2017 bestätigte. Die Plattform namens „Elysium“ war international ausgerichtet. Sie verfügte über Chat-Bereiche in deutscher, englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache.

Hunderte Fotos und Videos

„Elysium“ – ein Wort, das für Paradies oder vollkommenes Glück steht: Im Fall der riesigen Kinderporno-Plattform verbirgt sich dahinter schwerster sexueller Missbrauch von Jungen und Mädchen, gezeigt auf Hunderten Videos und Fotos. Die Plattform wurde vor rund einem Jahr abgeschaltet, seit Donnerstag steht die mutmaßliche Führungsriege vor dem Landgericht Limburg. Die vier Männer aus verschiedenen Teilen Deutschlands sollen „Elysium“ für Zehntausende Pädophile weltweit im Darknet, dem verborgenen Teil des Internets, betrieben oder sich am Betrieb beteiligt haben.

Am ersten Tag der von zahlreichen Journalisten verfolgten Verhandlung kündigen die Angeklagten selbst oder über ihre Verteidiger Aussagen an – teils stellen sie auch Geständnisse in Aussicht. „Wenn es etwas zu gestehen gibt“, sagt der Vorsitzende Richter, dann wäre das Verfahren der geeignete Zeitpunkt dafür. Der Prozess soll bis mindestens November laufen. Auf der Plattform wurden Bilder und Videos ausgetauscht. Zwölf Männer sollen über „Elysium“ nicht nur Fotos und Filme getauscht, sondern selbst sexuellen Missbrauch begangen haben, der gefilmt und online gestellt wurde.

Der Mann aus Tauberfranken war im Juni 2017 zusammen mit dem Administrator von „Elysium“ festgenommen worden.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wirft den beiden und zwei weiteren Männern im Alter von 40 bis 62 Jahren die bandenmäßige Verbreitung einschlägiger Schriften im Darknet vor.

Ein 58-Jähriger aus dem Kreis Tübingen war wohl einer der beiden führenden Köpfe bei „Elysium“. Laut Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk soll dieser die Kinderpornoplattform programmiert und gewartet haben. Der Mann wurde im Juli 2017 verhaftet, seitdem sitzt er in U-Haft. Im vergangenen Juli wurden insgesamt 14 Verdächtige festgenommen – auch in Österreich. Inzwischen sind im Fall von „Elysium“ bereits einige Verfahren vor Gericht beendet worden.

Mehr als 111 000 Mitgliederkonten

Bei der Einrichtung von „Elysium“ sei ein Fehler bei der Programmierung unterlaufen, so dass man feststellen konnte, wo der Server stand und auch, wer der mutmaßliche Betreiber sei, sagte Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk gegenüber hessenschau.de. Im Darknet sind Menschen mithilfe von IP-Adresse eigentlich nicht identifizierbar. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde die Plattform zwar aus Deutschland betrieben, richtete sich aber an Nutzer in der ganzen Welt. Vergleichbare Darknet-Plattformen habe es bislang nur im Ausland gegeben. „Die Plattform hat innerhalb von sechs Monaten sehr viele Nutzer gewonnen, so dass wir davon ausgehen können, dass nahezu jedes Mitglied der kinderpornografischen Szene in Deutschland bei ,Elysium‘ aktiv war“, erklärte Oberstaatsanwalt Ungefuk.

Bis zur Abschaltung der angebotenen Plattform im Juni 2017 durch das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main wurden auf der Plattform mehr als 111000 Mitgliederkonten registriert. Die Ermittlungen ergaben, dass „Elysium“ Ende 2016 entstand. Mit Informationen von dpa

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Manfred Schweidler
Bundeskriminalamt
Fotografien
Kindesmissbrauch
Oberstaatsanwälte
Plattformen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen