Die Dienstwagenflotten großer Unternehmen sind alles andere als klimafreundlich. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat insgesamt 166 börsennotierte und mittelständische Firmen abgefragt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bemühungen für die Umwelt allenfalls im Schneckentempo vorankommen. Nur ein Drittel der Unternehmen machten überhaupt Angaben.
„Das ist schlichtweg nicht zufriedenstellend“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Donnerstag in Berlin. „Viele stellen sich als innovativ dar, doch wenn genau nachgefragt wird, ist die Auskunftsfreude geringer.“ Nur wenige Unternehmen würden mit gutem Beispiel voranfahren. Ein Grund, warum der Klimaschutz bei den Firmenwagenflotten stockt, ist in den Augen der Umwelthilfe, dass die Chefetagen immer noch auf prestigeträchtige Autos bestehen. Dennoch: Vereinzelt gibt es Bemühungen, sich klimafreundliche Dienstlimousinen anzuschaffen.
Fünf Betrieben attestiert der Verein vorbildliches Verhalten und Klimabewusstsein. Dazu zählen Kaiser's Tengelmann, Pfeiffer Vacuum, Phoenix Solar, SMA Solar Technology und Tchibo. Immerhin: 20 Unternehmen erhalten von der Umwelthilfe die „gelbe Karte für erkennbares, aber noch nicht ausreichendes Engagement“. 141 Firmen machten keine Angaben über ihre Dienstflotte oder nur mangelhafte, die mit der „roten Karte“ gekennzeichnet wurden. Das Prädikat gab es jedoch auch für diejenigen, die zu hohe Kohlenstoffdioxid-Emissionen ihrer Flotte auswiesen.
Klimasünder sind zum Beispiel die Autos von der Allianz, der Metro AG oder der Postbank. Viele andere Unternehmen wollten aber erst gar keine Zahlen liefern, wie etwa die Deutsche Bahn. Auch beim Pharmakonzern Bayer gab der Umweltbeauftragte keine Daten heraus, weil die Chefetage hierfür kein grünes Licht gab.
„Es haben bei uns auch Mitarbeiter von Konzernen angerufen und offen gesagt: Wenn unsere Fahrzeuge schlechte CO2-Werte haben, dann gibt es keine Transparenz“, sagt Resch. Die eher zähen Fortschritte beim Thema Umweltschutz würden auf ein sehr „statusgetriebenes Kaufverhalten“ mancher Vorstandsvorsitzenden zurückgehen. Dazu kommt: „Die Autoindustrie verbreitet auch durch gezielte Modellpolitik, dass Sicherheit nur im Zusammenhang mit starker Motorleistung gewährleistet ist. Das ist aber falsch“, sagt Resch.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert daher, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern müssen und so Unternehmen Anreize erhalten, sich in Sachen Dienstflotte für Klimabewusstsein einzusetzen. „Positiv ist ja schon, dass Besitzer von Elektroautos steuerliche Vergünstigungen erhalten“, sagte Resch. Firmen benötigten jedoch Anreize und Belohnungen für CO2-neutrale Autos. Denn in Deutschland werden 60 Prozent der Neuwagen gewerblich zugelassen. Im Blick hat der Geschäftsführer auch alternative Modelle, wie man zur Arbeit kommt. „In Großbritannien liegen die Zulassungszahlen von Geschäftswagen jedenfalls unter den der Privatpersonen.“
Hervorhebt die Umwelthilfe dennoch das Engagement einiger Unternehmen, in ihren Flotten die Kohlenstoffdioxid-Werte zu senken. „Die Telekom verpflichtet sich etwa selbst dazu, die Emissionswerte neuer Autos in ihrer Fahrzeugflotte bis 2015 auf 110 Gramm CO2 pro Kilometer zu senken“, sagte Hannah von Blumröder, Projektmanagerin für Verkehr und Luftreinhaltung. Auch die Ideen Dienst-Fahrräder oder eine Bahncard für Mitarbeiter einzuführen, seien „ambitioniert“.