Der Kampfeinsatz der internationalen Truppen in Afghanistan neigt sich dem Ende zu. Doch für Soldaten bleibt die Situation vor Ort weiter gefährlich. Bei einem Anschlag in einer afghanischen Militärakademie ist ein deutscher General verletzt worden. Ein Mann in afghanischer Uniform eröffnete am Dienstag in dem von Briten geleiteten Ausbildungscamp in der Hauptstadt Kabul das Feuer, tötete mindestens einen ausländischen Soldaten und verletzte mindestens 15. Über afghanische Tote oder Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.
Der deutsche Brigadegeneral ist nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr außer Lebensgefahr. Der Anschlag ereignete sich während eines Treffens hochrangiger Kräfte der internationalen Schutztruppe Isaf mit afghanischen Führungspersönlichkeiten.
Feuer auf Truppen eröffnet
Zum Täter und zu möglichen Motiven äußerten sich Isaf und Bundeswehr zunächst nicht. Das afghanische Verteidigungsministerium erklärte, dass ein „Terrorist in der Uniform der Nationalarmee“ das Feuer auf afghanische und ausländische Truppen eröffnet habe. Solche Angriffe hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Der US-Internetdienst „Long War Journal“ zählt 87 zwischen Anfang 2008 und Juni 2014. Die Hälfte der Attentate ereignete sich demnach 2012. Auch Bundeswehrsoldaten wurden bereits von vermeintlichen Verbündeten getötet.
Zwei verletzte deutsche Generäle
Den Namen des verletzten Brigadegenerals veröffentlichte die Bundeswehr zunächst nicht. Er ist der zweite deutsche General, der während des fast 13-jährigen Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan zum Opfer eines Anschlags wurde. Vor drei Jahren wurde Generalleutnant Markus Kneip bei einem Sprengstoffanschlag auf den Gouverneurssitz im nordafghanischen Talokan verletzt. Heute zählt er zu den wichtigsten militärischen Beratern von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).
In der Provinz Paktia kam es am Dienstag zu einer Schießerei zwischen einem afghanischen Polizei-Bodyguard des Gouverneurs und einem Isaf-Soldaten, bei dem beide verletzt wurden. In der westlichen Provinz Herat wurde nach Polizeiangaben eine vierköpfige Familie bei einem Luftangriff der Nato-Truppen getötet. Der Kampfeinsatz der Nato in Afghanistan läuft zum Jahresende aus. Anschließend sollen noch bis zu 800 der derzeit noch rund 2100 Bundeswehrsoldaten zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte im Land bleiben.