
Vier Tage nach dem verheerenden Taifun „Haiyan“ läuft auf den Philippinen die internationale Hilfe langsam an. Ein sechsköpfiges Team der Kaufbeurer Hilfsorganisation humedica hat am frühen Montagmorgen die 220 000-Einwohner-Stadt Tacloban erreicht, die am Freitag nicht nur von Sturmböen mit bis zu 320 Stundenkilometern, sondern auch von einer fünf Meter hohen Flutwelle plattgewalzt worden ist.
„Es ist absolut unvorstellbar, welche Zerstörungen hier herrschen“, berichten die Helfer am Telefon, „die Menschen brauchen unbedingt Hilfe, ihre Lage ist dramatisch.“ Mit einer Maschine des philippinischen Militärs sind die drei Ärzte, ein Pfleger und zwei Koordinatoren in die Provinz Leyte geflogen, die Stadt Tacloban konnten sie nur an Bord eines Militärhubschraubers erreichen. Denn die Zufahrtswege sind blockiert, Pioniere der Armee bemühen sich, die Straßen freizuräumen.
Schutt türmt sich meterhoch
Aus der Luft hatten die Helfer einen guten Überblick über die immensen Schäden bekommen. Sie berichten außerdem von vielen Leichen, die auf den Straßen liegen. Der Schutt in der Region, die die Regierung zum Katastrophengebiet erklärt hat, türmt sich vielerorts meterhoch.
Mehr als 120 Patienten hat das Ärzteteam in den ersten paar Stunden in einer provisorischen Krankenstation behandelt. Die haben sie in einer Gegend der Stadt errichtet, in der noch einzelne Gebäude stehen. „Es sind vor allem Wunden und Verletzungen, die versorgt werden müssen“, sagt Steffen Richter von humedica. Ein zweites fünfköpfiges Helferteam ist am Montagabend von Kaufbeuren auf die Philippinen aufgebrochen.
Die Menschen in Tacloban sind verzweifelt. „Wir haben nichts, hier kommt nichts an“, sagte Gilda Mainao im Radio: „Bitte, bitte schickt uns Hilfe!“ Die internationalen Hilfsbemühungen laufen zwar auf Hochdruck – auch aus Deutschland sind Hilfs- und Erkundungsteams beispielsweise des Technischen Hilfswerks, von Miseror, der Welthungerhilfe, der Caritas und den Maltesern unterwegs ins Katastrophengebiet.
Doch die Behörden sind überfordert: Zu viele Flughäfen, Brücken und Straßen sind zerstört, die Telefon- und Internetverbindungen sind unterbrochen. 9,5 Millionen Menschen sind von der Katastrophe betroffen, eine halbe Million ist obdachlos, schätzte das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Das WFP bereitet mit der philippinischen Regierung auf dem Flughafen der Insel Cebu die Einrichtung einer Luftbrücke vor. Im Hafen von Tacloban kam nach Angaben des Roten Kreuzes am Sonntagabend ein Versorgungsschiff mit 140 Tonnen Hilfsgütern an. Aus Frankfurt wurde 25 Tonnen Hilfe nach Manila geflogen, darunter Decken und Zelte von World Vision und I.S.A.R.
Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde der Philippinen starben im Osten des Landes mindestens 1774 Menschen, die meisten von ihnen ertranken in tsunamiartigen Flutwellen. Mehr als 2000 Menschen wurden verletzt. Die Schätzungen von Hilfsorganisationen gehen mitunter von mehr als 10 000 Toten aus.
Die philippinische Regierung kündigte rund 18,8 Millionen Euro Hilfsgelder an. 22 Länder brachten Nothilfen auf den Weg: Deutschland bot als ersten Schritt eine Soforthilfe von 500 000 Euro an, die die EU-Kommission gab drei Millionen Euro frei. Mit Informationen von DPA