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BRÜSSEL
Deutsche Bewerbung für Bankenaufsicht vorgestellt
Theo Waigel Wählerinitiative       -  Altfinanzminister Theo Waigel
Foto: Florian Eck, dpa | Altfinanzminister Theo Waigel
Miriam Moll
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:39 Uhr

Zum zweiten Mal macht er sich für Frankfurt stark: Altfinanzminister Theo Waigel ist Pate der deutschen Bewerbung um den künftigen Sitz der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), derzeit noch in London. Er, dem nicht einmal Wolfgang Schäuble die längste Amtszeit streitig machen konnte, warb in den 90er Jahren zum ersten Mal für den Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) – „natürlich zusammen mit dem unvergesslichen Helmut Kohl“. Damals hielten die Deutschen viel von ihrer D-Mark, trotz negativen Realzinsen – denn auf die Mark war Verlass. Die Skepsis gegenüber der neuen Währung blieb zunächst jedoch groß.

Waigel und Kohl mussten nicht nur um den Standort der EZB kämpfen, sondern vor allem das eigene Volk vom Euro überzeugen. Dabei war Waigel sogar der Namensgeber der neuen Gemeinschaftswährung: „Ich hab ihn leider nicht schützen lassen, sonst wäre ich heute ein reicher Mann, hätte aber auch als Finanzminister zurücktreten müssen“, witzelte der Bayer, als er am gestrigen Dienstag in der Landesvertretung Hessens in Brüssel die Frankfurter Bewerbung vorstellte.

„London war der Finanzplatz schlechthin. Weil es diese Rolle nicht mehr spielen wird, muss die EBA umziehen“, erklärte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier: „Wir sind bereit dafür, die EBA zu empfangen.“ Dabei war die Behörde erst 2011 geschaffen worden – und zwar maßgeblich wegen britischer Bedenken, dass die Bankenaufsicht Nicht-Euro-Länder wie das Königreich benachteiligen könne. Auf derselben Skepsis beruhte der Versuch des früheren britischen Premiers Toni Blair, als Vertreter eines Landes, das die Gemeinschaftswährung abgelehnt hat, dennoch an den Eurogruppensitzungen teilnehmen zu dürfen.

Ein zotiger Vergleich

Waigel, der von 1989 bis 1998 Bundesfinanzminister war, hat eine Anekdote in petto: Blair habe man schließlich durch einen zotigen Vergleich überzeugen können: „Wenn ein Ehepaar im Schlafzimmer ist, will es keine Dritten bei sich haben.“

Heute wiederholt sich das Szenario unter umgekehrten Vorzeichen. Der Umzug der Behörde mit circa 170 Beschäftigten aus der City, wie der Londoner Finanzplatz gemeinhin genannt wird, aufs europäische Festland, gehört in diesem Prozess noch zu den kleineren Hürden. Frankfurt gilt als Sitz der Europäischen Zentralbank sowie vieler internationaler Geldhäuser durchaus als aussichtsreicher Kandidat. Doch auch andere haben ein Auge auf die Behörde geworfen, locken wie Luxemburg mit mietfreiem Gebäude: „Ich halte die Ansicht der Kommission für problematisch, nach der Standorte bevorzugt werden, die Mietfreiheit anbieten“, sagte Waigel: „Der Bankensektor braucht nun wirklich keine Subventionen, um sich selbst finanzieren zu können.“

Entscheiden müssen die 27 Mitgliedstaaten nach einer Analyse der Kommission. Großbritannien darf nicht mitabstimmen.

 
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