Vreni Frost schreibt als Bloggerin über Mode und Technik. Ihr Geld verdient die 36-jährige Berlinerin mit Werbung. Das Problem: Gerade in Sozialen Medien sind die Grenzen zur Schleichwerbung fließend. Frost wurde abgemahnt. Dagegen kämpft sie.
Vreni Frost: Eine große. Durch Soziale Medien haben Marken die Chance, ihre Produkte an bestimmte Zielgruppen auszuspielen. Aber es müssen noch die richtigen Regelungen getroffen werden, um verantwortungsvoll mit Werbung in Sozialen Medien umzugehen.
Frost: Der Verband Sozialer Wettbewerb hat mich wegen Schleichwerbung auf Instagram abgemahnt. Es ging um drei Bilder, auf denen ich unter anderem Outfits vorstelle und die Marken der einzelnen Kleidungsstücke verlinkt habe. Das ist für mich wie der Herstellernachweis in jedem Lifestylemagazin. Ich gebe an, wo ich das Kleidungsstück gekauft habe, denn ich habe viele Nachfragen. Mit der Abmahnung erhielt ich eine Unterlassungserklärung, die ich nicht unterschreiben wollte, also bin ich vor das Landgericht Berlin gezogen. Ich habe verloren, obwohl ich nachweisen konnte, dass ich die Sachen selbst gekauft und dafür kein Geld erhalten habe. Aber das hat nichts genützt. Denn das Landesgericht sagt, alles, was ich mache, ist Werbung. Es hat eine einstweilige Verfügung verhängt.
Frost: Ich schreibe jetzt rigoros vor jeden meiner Texte bei Instagram-Beiträgen „Werbung“. Das Schlimme ist, dass die Nutzer das jetzt überlesen. Der Werbebegriff verwässert gerade total.
Frost: Ich finde es unfair, dass ich als wandelnde Litfaßsäule abgestempelt werde und mir das journalistische Arbeiten komplett abgesprochen wird. Das trifft mich in meiner Berufsehre.
Frost: Nein, ich gelte als Influencerin. Ich bezeichne mich nicht so.
Frost: Weil ich das Wort ganz furchtbar finde. Ziel eines Influencers ist es, Werbung zu machen. Bei uns – ich arbeite ja in einem Team mit freien Redakteuren – macht Werbung maximal 20 Prozent des Inhalts aus. Wir müssen ja davon leben. Nein, ich bin Blogger. Ich schreibe Inhalte, recherchiere viel und arbeite journalistisch.
Frost: Marke XY kommt zu mir und sagt beispielsweise: Wir haben ein neues Produkt und möchten gerne von dir eine Instagram-Kampagne mit drei Bildern. Pro Bild gibt es 500 Euro.
Frost: Nein. Die Werbung ist deshalb so glaubwürdig, weil die Marke den kreativen Prozess im besten Falle dem Influencer überlässt. Man kreiert die Werbung selbst und im Optimalfall sehr ansprechend. Ich mag gute Werbung.
Frost: Für alles, was meinen ethischen und moralischen Grundsätzen komplett widerspricht. Pelz zum Beispiel. Oder für die AfD, für die würde ich nie werben, ganz klar.
Frost: Wir brauchen eine faire Rechtsprechung und die klare Trennung von Werbung und redaktionellem Beitrag. Und es darf nicht zwischen Influencern und anderen Publikationen im Internet unterschieden werden. Zwei große deutsche Verlage, die Frauenmagazine herausbringen, sind Mitglied beim Verband Sozialer Wettbewerb. Diese Magazine verhalten sich auf Instagram weiterhin so, wie ich es vorher gemacht habe.
Frost: Ich hoffe es tatsächlich. Allerdings ist es sehr teuer, hier Vorreiter zu sein. Wenn ich bis vor den Bundesgerichtshof ziehe, kostet das um die 30 000 Euro. Die muss man auch erst mal verdienen. Aber mir ist es das wert. Es geht hierbei nicht nur um mich, sondern um die ganze Branche. Ich gehöre zur ersten Generation, die hauptberuflich als Blogger arbeitet. Mir ist es wichtig, dieses Berufsbild mitzugestalten.
Frost: Ich bin zum Beispiel zum Runden Tisch im Bundeskanzleramt mit der Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, am 20. November eingeladen. Das freut mich, denn das zeigt: Dieses Thema ist jetzt auch in der Politik angekommen.