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MADRID
Der Tag der Zwietracht
National day parade in Madrid       -  Wenigstens die Prinzessinnen Leonor (links) und Sofia hatten Spaß bei der Parade am Mittwoch in Madrid.
Foto: Juanjo Martintgzhtujh, dpa | Wenigstens die Prinzessinnen Leonor (links) und Sofia hatten Spaß bei der Parade am Mittwoch in Madrid.
lze
 |  aktualisiert: 22.10.2016 03:36 Uhr

Die Einzigen, die auf der Ehrentribüne halbwegs vergnügte Gesichter machten, waren die zehnjährige Leonor und ihre ein Jahr jüngere Schwester Sofía. Die beiden Töchter von Spaniens König Felipe und Königin Letizia wippten im Takt der Marschmusik, als die 3500 Soldaten bei der großen Militärparade auf der Prachtallee Castellana in Madrid am Nationalfeiertag vorbeizogen.

Um die Prinzessinnen herum sah man ernste und bedrückte Mienen. Nicht nur, weil der strömende Regen den einstündigen Marsch zu einer harten Probe machte. Sondern auch, weil die Nation an ihrem höchsten Feiertag am 12. Oktober, der eigentlich das Volk einen soll, tief zerstritten ist. Am 12. Oktober 1492 landete der Seefahrer Kolumbus, der im Auftrag der spanischen Krone unterwegs war, in Amerika.

Der Bruch der Nation spiegelte sich an diesem „Spanientag“ in der Abwesenheit des katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont, der gerade erst wieder verkündete, dass er Katalonien von Spanien abspalten wolle. Wenigstens 40 katalanische Gemeinden übten sich schon mal in zivilem Ungehorsam gegenüber Spanien. Sie weigerten sich, einen Feiertag einzulegen und öffneten ihre Amtsstuben mit der Begründung: „Wir haben nichts zu feiern.

“ Die Bürgermeisterin der katalanischen Stadt Badalona, Dolors Sabater, rügte, dass der Tag zu Ehren von Kolumbus „koloniale Werte“ widerspiegele.

Neben den Katalanen verzichteten auch die Ministerpräsidenten der Regionen Baskenland und Navarra darauf, bei der königlichen Militärparade dabei zu sein. Sie fühlen sich ebenfalls nicht in Spanien zu Hause und drängen auf mehr Autonomie. Allein in diesen drei Regionen leben mehr als zehn Millionen der etwa 46 Millionen Einwohner Spaniens.

Pablo Iglesias, Spitzenmann des linksalternativen Bündnisses Podemos, drittgrößte Partei des Landes, hatte ebenfalls keine Lust, bei der Parade, die den Steuerzahler rund 800 000 Euro kostet, mitzufeiern: „Einige glauben, zu einem Militärmarsch zu gehen, bedeutet, das Heimatland zu verteidigen. Wir verteidigen lieber das Vaterland, indem wir uns für öffentliche Krankenhäuser und öffentliche Schulen einsetzen.“

Manuela Carmena, die Podemos nahestehende Bürgermeisterin Madrids, ließ sich entschuldigen, um den früheren spanischen Kolonialstaaten Kolumbien und Ecuador einen Freundschaftsbesuch abzustatten. An einem ihrer Bezirksrathäuser in der City Madrids wehte derweil eine Flagge des indigenen Widerstands gegen die spanischen Kolonialherren. Ada Colau, linke Bürgermeisterin Barcelonas, die zweitgrößte Stadt Spaniens, protestierte weniger diskret: Sie hatte schon vor längerer Zeit klargestellt, dass sie nichts von diesem Feiertag hält. „Was für eine Schande von Staat, der einen Völkermord feiert.“

So blieb bei der Militärparade Spaniens alteingesessenes Establishment aus konservativer Volkspartei und Sozialistischer Arbeiterpartei unter sich – wenn auch nicht in bester Verfassung: Der konservative Parteichef Mariano Rajoy steht seit 300 Tagen nur einer provisorischen Regierung vor, weil er es seit Dezember 2015 nicht schafft, die Mehrheit des Parlaments für sich zu gewinnen.

 
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