
In der Regel verhandelt Richter Rupert Heindl in seinen Prozessen in kleinen Sälen des Landgerichts München II, weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit. Doch ab heute wird sich das für ihn grundsätzlich ändern: Wenn Heindl als Vorsitzender Richter den Prozess gegen FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß eröffnet, werden im Münchner Justizpalast alle Blicke auf ihn gerichtet sein.
Heindl stammt aus Bayern. Er begann seine Richterlaufbahn 1997 am Amtsgericht in Wolfratshausen, wechselte später nach München und ist seit wenigen Jahren beim Landgericht II Vorsitzender der für Wirtschaftsdelikte zuständigen Strafkammer. Seitdem gilt dort unter Heindl ein unerschütterliches Prinzip: Es gibt keine Deals. Heindl nutzt nie die Möglichkeit, komplexe Fälle durch Absprachen über ein Urteil abzukürzen. Damit dürfte im Fall Hoeneß auch das komplette Ausmaß von dessen Börsenspekulationen auf den Tisch kommen.
Heindl verhandelte zuletzt gegen einen Mann, der mit der Fantasiewährung Jodi und utopischen Zinsversprechen von einem Prozent Zins pro Tag Anleger um ihr Erspartes geprellt haben soll. Das Münchner Boulevardblatt „tz“ berichtete aus dem Verfahren, dass es Heindl gelungen sei, den Angeklagten „mit scheinbar unverfänglichen Fragen“ in Widersprüche zu verwickeln.
Hoffnungen bei Hoeneß könnte womöglich der Fall des früheren BMW-Chefs Bernd Pischetsrieder wecken. Dieser war 2011 wegen des Vorwurfs, 235 000 Euro an Einkommenssteuer hinterzogen zu haben, angeklagt. Das Verfahren, bei dem Heindl zu den Richtern zählte, wurde gegen eine Geldauflage eingestellt – das Gericht sah die Schuld beim Steuerberater Pischetsrieders. Auch im Fall Hoeneß soll es ein Versagen des Steuerberaters beim Verfassen der Selbstanzeige gegeben haben. Allerdings ging das Gericht bei Pischetsrieder davon aus, dass er gar nichts von einer Steuerhinterziehung gewusst hatte – Hoeneß war es klar.
Der Knallharte
Eher erschrecken müsste Hoeneß Heindls’ Strafmaß in seinem letzten größeren Steuerfall. Vergangenes Jahr verurteilte er einen Unternehmer zu fünf Jahren und zehn Monaten Haftstrafe. Dessen Steuerhinterziehung lag mit einer Million Euro deutlich unter den 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß hinterzogen haben soll. Aber bei dem Mann kamen die Vergehen Insolvenzverschleppung und vorsätzlicher Bankrott hinzu.
In Münchner Zeitungen wird Heindl als knallhart beschrieben. Aufhänger dafür ist der Fall einer 75-Jährigen, die er trotz ihres Alters für drei Jahre ohne Bewährung ins Gefängnis steckte. Die Frau hatte eine Unternehmerin um 250 000 Euro betrogen.