
Im „Testosteron-Krieg der Häuptlinge“, wie er es selbst nennt, hat er am Ende einen Sieg errungen. Edeka darf nicht alle Kaiser?s-Tengelmann-Filialen übernehmen. Einen Teil erhält Rewe. Alain Caparros hat sich dafür mit Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub bis aufs Blut gestritten, hat geklagt, gepokert und genervt. Der Mann, der keinen Streit scheut, wie er selbst einmal sagte, bewies Mut – etwas, was er von der ganzen Handelsbranche immer wieder fordert.
Schließlich gerät im Handel durch die Online-Konkurrenz viel in Bewegung. Caparros ist bekannt dafür, sich durchsetzen zu können. Cholerisch sei er, heißt es. Dabei kann der 60-Jährige auch feinsinnig sein. Interessant ist sein Lebenslauf obendrein.
Geboren wird er 1956 als Franzose in Algerien, wohin sein Urgroßvater ausgewandert war. Algerien ist in den 50er Jahren französische Kolonie, sein Vater ist Mühlenbesitzer. 1962 zwingt der Unabhängigkeitskrieg die Familie nach Frankreich zurück – nach Lothringen. Caparros besucht eine Jesuiten-Schule, studiert dann in Metz und Saarbrücken. Er spricht gut Deutsch, einen französischen Akzent hat seine Stimme aber noch heute.
Gebräunt, mit Dreitagebart und etwas langen Haaren sieht er aus wie ein französischer Künstler. Doch der deutsche Einfluss hat ihn geprägt: Für den Kosmetikkonzern Yves Rocher ist Caparros ab 1981 in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig, 1994 geht er zum Discount-König Aldi Nord, 2003 fängt er bei Rewe an. Zu seinen Vorbildern zählt er Yves Rocher, Aldi-Gründer Theo Albrecht und Ex-Metro-Chef Erwin Conradi – keine leichten Typen, aber gute Lehrmeister. Denn als Caparros zu Rewe kommt, tobt ein Machtkampf. Er setzt sich durch und hat Erfolg: Rewe glänzt heute mit guten Zahlen. Doch hat der durchsetzungsstarke Manager auch andere Seiten.
Ein Besuch des Picasso-Museums in Paris vor Jahren hat ihn nachhaltig beeindruckt. Kaum eine Reise finde ohne Museumsbesuch statt, sagt der Kunstfreund. Caparros gilt als „lebensfroher Rotweinlieber“, er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat drei Söhne. Im September 2016 berichtet er, dass er soeben die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hat. Seine neue Heimat Deutschland nennt er einen „Leuchtturm“ in Europa.
Caparros kokettiert damit, nicht an seinem Beruf zu hängen: „Viele Manager können nicht loslassen, das wird mir nicht passieren.“ Eigentlich wollte er mit 60 aufhören, nun soll Ende 2018 definitiv Schluss bei Rewe sein. Was er dann macht? „Wenn ich mal aufhöre, Mehl und Zucker zu verkaufen, kann ich mir gut vorstellen, Galerist zu werden“, meint Caparros. Ganz wird ihn der Handel aber auch dann nicht loslassen. Denn: „Einkaufen ist bei uns zu Hause meine Sache.“ Foto: O. Berg, dpa