Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern, SPÖ, reiste als Bahnmanager jahrelang mit dem Zug. Im neuen Amt ist er mit Fahrer und Dienst-Van unterwegs und wird prompt Opfer eines Videoangriffs. So sehen es zumindest seine Fans. Sie spekulieren darüber, wer zwei verwackelte Handy-Videos produziert haben könnte, von denen eins das Kanzler-Fahrzeug auf der regennassen Südautobahn mit 148 km/h an einer Stelle zeigt, wo bei Regen nur 80 km/h erlaubt sind.
Auf einem zweiten Video rasen der Mercedes-Vito und ein begleitender VW-SUV mit 163 km/h über die Autobahn. In Österreich gilt dort die Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Drei Boulevardzeitungen veröffentlichten die Videos – auch online zum Nachschauen.
Der dazu befragte Kanzler hat angekündigt, sein Fahrer werde eine Selbstanzeige erstatten, wenn das Video den Tatsachen entspreche. Er selbst saß während der Rückfahrt von einer Konferenz mit den Chefs der Landesregierungen in Graz in der dritten Sitzreihe. „Die Strafe teilen wir uns gerecht auf“, gab der Kanzler zu Protokoll und spottete im Internet launig über den Urheber des Videos.
Doch offensichtlich war die Sache damit längst nicht aus der Welt. Das Kanzleramt vermutet eine politische Intrige und hat begonnen, die Identität desjenigen zu erforschen, der die Videos unter dem Pseudonym „Peter“ an drei Boulevardzeitungen geschickt hat. Im Begleitschreiben wies selbiger „Peter“ auf die Vorbildfunktion des Kanzlers hin und forderte mehr Disziplin im Straßenverkehr.
Nun wird über den Verdacht berichtet, dass das Video aus einem Zivilfahrzeug der steirischen Polizei gedreht worden sein könnte. Infrage kämen mehrere Polizeidienststellen, heißt es. Diese bestreiten das. Möglicherweise sei auch der Verfassungsschutz der Steiermark der Urheber, wird gemutmaßt.
Gesendet wurde es von einem bisher nicht zu identifizierenden Konto des Anbieters Gmail. Aus dem Kanzleramt wird berichtet, dass das Vertrauen der Politik in die Exekutive so erheblich gestört werde. Kanzler Kern wolle den Vorgang in einem Termin mit dem Innenminister Wolfgang Sobotka, ÖVP, ansprechen.
Nicht kommentiert wird die Frage der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, die schließlich das Risiko hatten, vom motorisierten Tross des Bundeskanzlers überholt und möglicherweise gefährdet zu werden.