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AUGSBURG
Der „Protzprinz“ ringt mit der Justiz
Prozess gegen Marcus Prinz von Anhalt wegen Steuerhinterziehung       -  Marcus Prinz von Anhalt am Dienstag im Landgericht Augsburg.
Foto: Stefan Puchner, dpa | Marcus Prinz von Anhalt am Dienstag im Landgericht Augsburg.
Von unserem Mitarbeiter JÖRG HEINZLE
 |  aktualisiert: 28.05.2016 03:39 Uhr

Der „Protzprinz“ gibt sich bescheiden – zumindest für seine Verhältnisse. Marcus von Anhalt (49) verzichtet am Dienstag in Augsburg auf einen Luxuswagen. Er lässt sich mit dem Taxi vom Hotel zum Gerichtsgebäude fahren. Warum nimmt er nicht den Rolls-Royce? Er versuche es jetzt mit Bescheidenheit, meint der Mann, der im Rotlichtmilieu ein Vermögen gemacht hat.

Es sind Welten, die seit zwei Jahren im Augsburger Strafjustizzentrum regelmäßig aufeinanderprallen. Die Justiz mit ihren auf Seriosität ausgerichteten Ritualen. Und der Selbstdarsteller aus dem Milieu, der sich im Gerichtssaal provokativ lässig gibt. Marcus von Anhalt streckt den Daumen nach oben, dann formt er mit den Fingern das Victoryzeichen. Später posiert er grinsend mit einer Ausgabe der Strafprozessordnung.

Fiat oder Ferrari?

Tatsächlich kann der Adoptiv-Sohn von Hollywood-Legende Zsa Zsa Gabor den Strafprozess dieses Mal deutlich entspannter angehen. Er ist nach zwei Jahren in Untersuchungshaft Ende April freigekommen. Einiges spricht dafür, dass er nicht mehr hinter Gitter muss.

Marcus von Anhalt ist im Januar 2015 vom Augsburger Landgericht wegen Steuerhinterziehung zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem, weil er Luxusautos steuerlich über seine Firma abgesetzt, sie aber privat genutzt haben soll. Gegen das Urteil legten seine Anwälte Revision beim Bundesgerichtshof ein – mit Erfolg. Die Karlsruher Richter sind zwar der Ansicht, dass er Steuern hinterzogen hat. Die Autos könnte er aber zumindest teilweise auch beruflich genutzt haben, so die Richter. Damit würden sich der Steuerschaden und auch das Strafmaß reduzieren. Der gelernte Metzger aus Pforzheim, der sich zur Milieu-Größe hocharbeitete, beharrt darauf, dass er die Luxusauto benötigt, um in seiner Branche Eindruck zu machen.

Es geht um mehrere Porsche, einen Ferrari, einem Maybach, einen Mercedes Mc Laren, einen Rolls-Royce. „Ich kann doch nicht mit einem Fiat vorfahren, da nimmt mich keiner ernst“, sagt er. Und: „Ich bin der erste Unternehmer in Deutschland, der seine Autos nicht von der Steuer absetzen darf.“

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hätte den Bordellkönig gerne weiter im Gefängnis gesehen. Erst vor wenigen Wochen hatte das Landgericht einen neuen Haftbefehl ausgestellt. Doch das Oberlandesgericht in München fuhr den Augsburger Kollegen in die Parade und setzte den Haftbefehl außer Vollzug.

Uhren für 450 000 Euro

Darum geht es auch am Dienstag vor Gericht. Verteidiger Olaf Langhanki lehnt die Richter wegen Befangenheit ab. Der Befangenheitsantrag hat wohl keine große Chance. Doch der Prozess wird erst mal auf die nächste Woche vertagt. Marcus von Anhalt hat es nicht eilig, vom Gerichtsgebäude wegzukommen. Er plaudert bereitwillig mit Reportern. Dann will er weiter nach München, Schuhe kaufen. Dort werden wieder Fotografen warten.

Seit er das Gefängnis in Gablingen bei Augsburg verlassen hat, folgen ihm Boulevardreporter auf Schritt und Tritt. Fotos zeigen ihn beim Feiern mit Model Gina-Lisa Lohfink und beim „Frust-Shoppen“. Zwei Uhren für 450 000 Euro habe er sich gekauft, erzählt er. Zu viel Bescheidenheit wäre wohl schlecht fürs Geschäft. „Oder würdet ihr noch zu mir kommen“, fragt er die Reporter, „wenn ich nur noch Fahrrad fahre?“

 
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