Papst Franziskus hat bei seinem ersten langen Besuch auf seinem Heimatkontinent Südamerika ein Ende sozialer Ausgrenzung gefordert. Im Evangelium liege der Schlüssel, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, „indem wir die Unterschiede schätzen, den Dialog und die Beteiligung ohne Ausgrenzungen fördern“, sagte der Argentinier am Sonntag (Ortszeit) bei der Ankunft in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Besonders sei auf die Schwächsten und die Minderheiten zu achten. Das sei eine Verpflichtung ganz Lateinamerikas.
Der acht Tage lange Besuch führt den Papst auch nach Bolivien und Paraguay. Am Montag war als erster Höhepunkt der neunten Auslandsreise des Oberhaupts der Katholiken eine Messe in der Pazifikmetropole Guayaquil geplant. Zur darauffolgenden Messe am Dienstag in Quito werden bis zu zwei Millionen Menschen erwartet. Franziskus wurde von Ecuadors sozialistischem Staatschef Rafael Correa empfangen. Der hatte die soziale Frage als das Grundproblem Lateinamerikas bezeichnet. Für die Armut in der Region seien „perverse politische, soziale und wirtschaftliche Systeme“ verantwortlich, so Correa.
Der Wind wehte Franziskus gleich an der Flugzeugtür das Scheitelkäppchen vom Kopf, worüber der Papst lächelte. Auf dem 45 Kilometer langen Weg vom Flughafen zur Nuntiatur wechselte der 78-Jährige von einem geschlossenen Wagen ins offene Papamobil, um die zigtausend Fans am Straßenrand besser grüßen zu können.
„Von hier aus möchte ich ganz Ecuador umarmen“, sagte Franziskus: die Menschen „vom Gipfel des Chimborazo bis zu den Küsten des Pazifiks, vom Urwald des Amazonas bis zu den Galápagosinseln“. Sie sollten nicht die Fähigkeit verlieren, Gott zu danken für das, was er für sie getan habe, und die einzigartige Schönheit des Landes bewundern, „das laut dem Präsidenten das Paradies ist“.
Von Ecuador geht es weiter nach Bolivien. Dort will der Papst in Santa Cruz de la Sierra eine Messe halten und die Haftanstalt Palmasola besuchen, in der knapp 5000 Häftlinge leben. In Paraguay stehen unter anderem zwei Messen und ein Jugendtreffen auf dem Programm. Nach einem Besuch beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro ist es der erste lange Aufenthalt des argentinischen Papstes im überwiegend katholischen Südamerika. Neben Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner werden in Paraguay zum Papstbesuch mehrere Hunderttausend Argentinier erwartet.
Spannungen zwischen Kirche und Staat
Mehr als 13 Millionen der 14,6 Millionen Ecuadorianer sind getauft. Der Vatikan gibt den Katholikenanteil mit 87,4 Prozent an. Es gibt rund 1250 Pfarreien in dem vom linken Präsidenten Rafael Correa regierten Land. Correa nimmt – etwa beim Thema Abtreibungen – eher konservative katholische Positionen ein.
Nach Angaben des Hilfswerks Misereor kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen Staat und Kirche bei den Bildungseinrichtungen und Schulen, wenn diese staatliche Vorgaben nicht erfüllen.
Ein Dauerthema ist die Erdölförderung im Amazonasgebiet. „Papst Franziskus hat sich mehrfach für die Bedeutung des Regenwaldes und die Rechte der indigenen Bevölkerung starkgemacht“, so Misereor-Länderreferent Dieter Richarz. Text: dpa