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MOSKAU
Der Mann, der die Welt veränderte
Der Vater der Perestroika: Michail Gorbatschow.
Foto: dpa | Der Vater der Perestroika: Michail Gorbatschow.
Redaktion
 |  aktualisiert: 01.03.2011 19:56 Uhr

(dpa/epd) Als einer der Väter der Deutschen Einheit hat sich der frühere Kremlchef Michail Gorbatschow seinen Platz in der Geschichte schon vor gut 20 Jahren gesichert. Doch vor seinem 80. Geburtstag an diesem Mittwoch sorgt sich der vom Westen als Weltverbesserer gefeierte Politiker vor allem weiter um die Zukunft seiner Heimat Russland.

Scharf kritisiert der Ex-Sowjetpräsident die „selbstherrliche und undemokratische“ Führung des Landes unter Regierungschef Wladimir Putin. Und er fordert eine Neuauflage seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung). Diese hatte in den 1980er Jahren das Ende der kommunistischen Supermacht Sowjetunion eingeläutet. Bis heute steht Gorbatschows Name zudem für eine historische atomare Abrüstung, die er mit US-Präsident Ronald Reagan auf den Weg gebracht hatte. Diese damals auch von den DDR-Bürgern glühend aufgenommene neue Linie Moskaus gilt als Durchbruch zu Freiheit und Demokratie, als Ende des Kalten Krieges zwischen Ost und West und als Weg zum Fall der Berliner Mauer.

Doch in den Augen seiner Mitbürger ist Gorbatschow bis heute ein führungsschwacher Politiker ohne Machtinstinkt. Er habe das Land mit schweren politischen Fehlern in Chaos, Hunger und Armut gestürzt, heißt es allenthalben. Seinen Idealen ist Gorbatschow trotz der Ablehnung in der Heimat treu geblieben.

Wenige Tage vor seinem Jubiläum tritt er – gestützt von Helfern – vor Journalisten in Moskau auf. Er nennt Putins Geeintes Russland eine „schlechte Kopie der Kommunistischen Partei der Sowjetunion“. Die Verfassung, die Gerichte, das Parlament – alles sei nur eine „Imitation von Demokratie“. Kremlchef Dmitri Medwedew und Putin zementierten zunehmend ihr Machtmonopol, das anderen politischen Kräften keine Luft zum Atmen lasse, sagt Gorbatschow. „Wir brauchen Demokratie. Ohne die wird es keine Modernisierung geben“, sagt er.

Bis Gorbatschow am 11. März 1985 zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) gewählt wurde und mit seiner Frau Raissa der Politik auch ein menschliches Gesicht gab, hatten sich Kremlherrscher stets bis zum Tod an die Macht geklammert. Ohne Blutvergießen ließ er als Führer des größten Landes der Erde nicht zuletzt die in ein Bündnis mit der UdSSR gezwungenen Ostblock-Länder Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei sowie andere los. Als die Sowjetunion mit den 15 Mitgliedsstaaten vor 20 Jahren zerfiel, war das 1991 nach einem Putsch in Moskau und der Machtergreifung von Boris Jelzin schließlich auch sein Ende.

Aus der aktiven Tagespolitik in Russland hat sich Michail Gorbatschow zurückgezogen. International ist er aber nach wie vor ein gefragter Redner und vielfach ausgezeichneter Staatsmann. Mit seiner Gorbatschow-Stiftung engagiert er sich seit zwei Jahrzehnten für Friedens- und Umweltpolitik, Armutsbekämpfung und Aufarbeitung der Geschichte.

 
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