Der Wegbereiter für die Ehe für alle, Ulli Köppe, ist nach dem historischen Bundestagsbeschluss überwältigt gewesen. „Dass mein Leben gerade explodiert, ist seltsam“, sagte der 28-Jährige Berliner Eventmanager. Bei einer Talkrunde in einem Berliner Theater hatte Köppe am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Publikum heraus gefragt, wie sie zur Ehe gleichgeschlechtlicher Partner stehe. Die Frage habe er spontan gestellt, sagte er. Merkel hatte daraufhin erstmals das Nein der Union zur Disposition gestellt. „Ich habe das in dem Moment nicht so wahrgenommen“, sagte Köppe. Erst nach der Veranstaltung habe er die Konsequenzen allmählich erahnt. Die Situation habe ihn an die legendäre Pressekonferenz des SED-Funktionärs Günter Schabowski vom 9. November 1989 erinnert. „Das war wie beim Mauerfall“, sagte Köppe. Schabowski hatte mit der Antwort auf die Frage eines Journalisten fast nebenbei die Öffnung der Grenze ausgelöst. Köppe verfolgte die Abstimmung gemeinsam mit seinem Chef von der Besuchertribüne des Plenums aus. Er freue sich über den Beschluss und übe seine Rolle für die Schwulen- und Lesbenbewegung auch gern aus. Konsequenzen gebe es für ihn zunächst nicht. „Mein Freund und ich sind so lange zusammen, da kann irgendwann auch eine Hochzeit kommen.“
BERLIN
Der Mann, der die Frage stellte
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